Trudeln bei Stallübung
Moderator: Moderatorenteam
Trudeln bei Stallübung
Neulich hatte ich meinen Überprüfungsflug (den alle 24 Monate). Ich nutze diesen Überprüfungsflug gerne, um das volle Programm durchlaufen zu lassen. Da fällt dann schnell auf, ob ich mir irgendetwas blödes angewöhnt haben. Also Ziellandungen, Slippen, "verfranzen" und neu orientieren, 8ten, 30 + 60° Kurven, Notlandeübungen, Stall etc. Das alles mit der treuen und gutmütigen C42. Bei der Stall-Übung ist es dann passiert. Beim Durchsacken neigte sich der Flieger zu einer Seite und ich trete nicht nur das Seitenruder sondern drücke im Reflex auch das Querruder zur Seite. Besser konnte man das Trudeln nicht einleiten. Ich war völlig überrascht, mit welcher Beschleunigung die alte C42 den Weg nach unten nahm. Den lieben Fluglehrer habe ich noch nie so aprupt in Wallung kommen gesehen. Wir sind schnell wieder aus dem Trudeln gekommen (nicht mal eine Umdrehung), aber ich war doch leicht geschockt. Ich mache für mich ab und zu mal Stallübungen, einfach um "drin" zu bleiben. Und obwohl ich vom Kopf her nur mit den Füssen steuern wollte, habe ich aus Reflex doch das Querruder genommen. Was mich so erstaunt und ärgert, ist, daß der Reflex offensichtlich weit stärker ist, als ich bisher vermutet hatte. Das bedeutet anders herum, wichtige Abläufe einfach ständig zu wiederholen, damit sie im Notfall als Reflex kommen. Aber ich vermeide jetzt das stall'en, denn meine Fehlreaktion hat mich doch etwas geschockt.
Ist das auch schon mal jemandem passiert??
Gruß
Jo
Ist das auch schon mal jemandem passiert??
Gruß
Jo
Eine volle Drehung habe ich auch schon mal mit der C42 gemacht, tolles Gefühl ... allerdings ging das völlig ohne Querruder: Power-off-Stall, links weggekippt und dann noch zur Verstärkung das linke Seitenruder voll getreten ... allerdings das alles mit einem absoluten C42-Spezialisten !!! Alleine würde ich das nie machen und er hat ausdrücklich gesagt: diese eine volle Drehung war kein Trudeln (obwohl ich hätte schwören können.... )!!! Naja, rechtes Seitenruder, langsam gezogen und dann wieder langsam Gas gegeben ... alles wieder ok .... das kann die C42 wirklich (schnell drehen)
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Anonymer User schrieb am 11.07.2007 16:49 Uhr:
Aber ich vermeide jetzt das stall'en, denn meine Fehlreaktion hat mich doch etwas geschockt.
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Ich weiss ja nicht, ob das die richtige Schlussfolgerung ist. Wenn man heraus findet, dass man in gewissen Situationen reflexartig falsch reagiert, dann sollte man das meiner Meinung nach um so mehr üben.
Als Segelflieger war ich ziemlich überrascht, als ich das erste Mal gehört habe, dass das Thema "Trudeln" bei den Ultraleichten einfach ausgeklammert wird. Segelflugzeuge sind grundsätzlich trudelerprobt und das korrekte Ausleiten des trudelns (wie, steht im Flugzeughandbuch) ist Teil der Ausbildung. Gelegentliche Diskussionen finden nur statt, weil absichtliches trudeln als Kunstflug gilt und rein rechtlich eine entsprechende Lizenz erfordert.
Markus
Anonymer User schrieb am 11.07.2007 16:49 Uhr:
Aber ich vermeide jetzt das stall'en, denn meine Fehlreaktion hat mich doch etwas geschockt.
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Ich weiss ja nicht, ob das die richtige Schlussfolgerung ist. Wenn man heraus findet, dass man in gewissen Situationen reflexartig falsch reagiert, dann sollte man das meiner Meinung nach um so mehr üben.
Als Segelflieger war ich ziemlich überrascht, als ich das erste Mal gehört habe, dass das Thema "Trudeln" bei den Ultraleichten einfach ausgeklammert wird. Segelflugzeuge sind grundsätzlich trudelerprobt und das korrekte Ausleiten des trudelns (wie, steht im Flugzeughandbuch) ist Teil der Ausbildung. Gelegentliche Diskussionen finden nur statt, weil absichtliches trudeln als Kunstflug gilt und rein rechtlich eine entsprechende Lizenz erfordert.
Markus
Ich habe schon mehrmals bei verschiedenen Sicherheitstrainings auf einer Fuji das Ausleiten vom Trudeln geübt (mit Fluglehrer neben mir, also alles legal). Daher hatte ich mich bisher auch relativ sicher gefühlt. Ich gehe gerne auf Strecke, und da gewöhnt man sich einfach an, die vielen großen und kleinen Thermik bedingten Wackler mit dem Querruder möglichst auszugleichen. Und dieser Bewegungsablauf sitzt bei mir offensichtlich tief drin. Bei der Stall-Übung ging der Flügen links neben mir runter und ehe ich gedanklich reagieren konnte ging meine Hand automatisch dagegen. Und da war es passiert.
Ich gebe Dir recht, dem Stall auszuweichen ist nicht das gelbe vom Ei. Ich werde mich auch wieder daran machen, es lässt mir ja sowieso keine Ruhe. Aber es hat mich halt sehr verunsichert, dass ich anders reagiert habe als ich es von mir erwartet hätte. Denn nun stelle ich mir die Frage: an welchen Stellen und in welchen Situationen werde ich denn möglicherweise noch anders als erwartet bzw. falsch reagieren ohne es zu ahnen?
Gruß
Jo
Ich gebe Dir recht, dem Stall auszuweichen ist nicht das gelbe vom Ei. Ich werde mich auch wieder daran machen, es lässt mir ja sowieso keine Ruhe. Aber es hat mich halt sehr verunsichert, dass ich anders reagiert habe als ich es von mir erwartet hätte. Denn nun stelle ich mir die Frage: an welchen Stellen und in welchen Situationen werde ich denn möglicherweise noch anders als erwartet bzw. falsch reagieren ohne es zu ahnen?
Gruß
Jo
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Traumflug schrieb am 12.07.2007 10:46 Uhr:
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Anonymer User schrieb am 11.07.2007 16:49 Uhr:
Aber ich vermeide jetzt das stall'en, denn meine Fehlreaktion hat mich doch etwas geschockt.
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Ich weiss ja nicht, ob das die richtige Schlussfolgerung ist. Wenn man heraus findet, dass man in gewissen Situationen reflexartig falsch reagiert, dann sollte man das meiner Meinung nach um so mehr üben.
Als Segelflieger war ich ziemlich überrascht, als ich das erste Mal gehört habe, dass das Thema "Trudeln" bei den Ultraleichten einfach ausgeklammert wird. Segelflugzeuge sind grundsätzlich trudelerprobt und das korrekte Ausleiten des trudelns (wie, steht im Flugzeughandbuch) ist Teil der Ausbildung. Gelegentliche Diskussionen finden nur statt, weil absichtliches trudeln als Kunstflug gilt und rein rechtlich eine entsprechende Lizenz erfordert.
Markus
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Da wurde ein Thema angeschnitten, das mir mental (ob gerechtfertigt, oder übertrieben) bei der UL-Fliegerei die meisten Probleme bereitet.
Einerseits ist es völlig richtig, dass es hier wahrscheinlich mangels Übung die größten Defizite gibt, und nur Übung die Situation verbessern könnte. Was sonst auch? Ich gebe völlig offen zu: abgesehen von ein paar Stall-"Vorführungen" (Übungen konnte man das noch nicht nennen) während meiner Ausbildung habe ich das selbst noch nie gemacht. Ich fühle mich deswegen nicht besonders wohl und würde es eigentlich gerne regelmäßig üben. Und zwar Stall UND Trudeln. Wie man hier ja eindrücklich lesen kann (danke, Jo !!), ist es nämlich unmöglich, das eine zu tun, aber auszuschließen, dass irgendwann mal das andere dabei herauskommt.
Aber: wir sitzen in ULs. Die sind eben nicht trudelerprobt!
Natürlich gibt es Leute, die das trotzdem machen, und auch das eine oder andere UL, welches solche Übungen nachweislich schon überstanden hat. Aber wer legt dafür schon die Hand ins Feuer? Von den meisten Geräten weiß man es eben nicht. Selbst die oft bemühten (und trudelunabhängigen) +4/-2g sehe ich mit Argwohn. Die wurden mal "getestet", mal errechnet, komischerweise sind es aber immer mindestens +4/-2g, die angeblich alle unsere ULs aushalten - egal, wie unterschiedlich sie konstruiert sind.
Außerdem: wenn Trudeln geübt wird, muss man auch davon ausgehen, dass die Ausleitung und das Abfangen nicht nur zügig, sanft und vorbildlich gelingen (wenn alles perfekt beherrscht würde, brauchte man ja nicht so doll zu üben), sondern auch mal spät, hart und mit hoher Geschwindigkeit. Selbst wenn dann die Kiste an der Fläche wirklich +4/-2g aushält, wer sagt mir, dass das für irgendein filigranes Bauteilchen an Höhen- oder Seitenleitwerk oder wo auch immer ebenfalls gilt?
Diese inoffiziellen "Trudelerprobungen" sind somit nichts anderes, als simpler Versuch und Irrtum. Hält alles, hat man Glück gehabt. Wenn nicht, dann nicht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man selbst bei einem UL, welches nachweislich solche Manöver schon ausgehalten hat, nicht weiß, wie sich das auf Dauer auf das Material auswirkt, wenn damit regelmäßig geübt wird.
Die juristische Frage, ob auf einen gewollten Stall ein gewolltes oder ein ungewolltes Trudeln folgt, interessiert mich übrigens nicht die Bohne. Es geht mir nur um die Frage, was das Material aushält.
Mit anderen Worten: mir fällt nichts ein, wie man diese Quadratur des Kreises guten Gewissens bewerkstelligen könnte. Außer vielleicht durch konsequentes S-10-Fliegen - aber das ist auch nicht jedermanns Geschmack ...
Traumflug schrieb am 12.07.2007 10:46 Uhr:
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Anonymer User schrieb am 11.07.2007 16:49 Uhr:
Aber ich vermeide jetzt das stall'en, denn meine Fehlreaktion hat mich doch etwas geschockt.
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Ich weiss ja nicht, ob das die richtige Schlussfolgerung ist. Wenn man heraus findet, dass man in gewissen Situationen reflexartig falsch reagiert, dann sollte man das meiner Meinung nach um so mehr üben.
Als Segelflieger war ich ziemlich überrascht, als ich das erste Mal gehört habe, dass das Thema "Trudeln" bei den Ultraleichten einfach ausgeklammert wird. Segelflugzeuge sind grundsätzlich trudelerprobt und das korrekte Ausleiten des trudelns (wie, steht im Flugzeughandbuch) ist Teil der Ausbildung. Gelegentliche Diskussionen finden nur statt, weil absichtliches trudeln als Kunstflug gilt und rein rechtlich eine entsprechende Lizenz erfordert.
Markus
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Da wurde ein Thema angeschnitten, das mir mental (ob gerechtfertigt, oder übertrieben) bei der UL-Fliegerei die meisten Probleme bereitet.
Einerseits ist es völlig richtig, dass es hier wahrscheinlich mangels Übung die größten Defizite gibt, und nur Übung die Situation verbessern könnte. Was sonst auch? Ich gebe völlig offen zu: abgesehen von ein paar Stall-"Vorführungen" (Übungen konnte man das noch nicht nennen) während meiner Ausbildung habe ich das selbst noch nie gemacht. Ich fühle mich deswegen nicht besonders wohl und würde es eigentlich gerne regelmäßig üben. Und zwar Stall UND Trudeln. Wie man hier ja eindrücklich lesen kann (danke, Jo !!), ist es nämlich unmöglich, das eine zu tun, aber auszuschließen, dass irgendwann mal das andere dabei herauskommt.
Aber: wir sitzen in ULs. Die sind eben nicht trudelerprobt!
Natürlich gibt es Leute, die das trotzdem machen, und auch das eine oder andere UL, welches solche Übungen nachweislich schon überstanden hat. Aber wer legt dafür schon die Hand ins Feuer? Von den meisten Geräten weiß man es eben nicht. Selbst die oft bemühten (und trudelunabhängigen) +4/-2g sehe ich mit Argwohn. Die wurden mal "getestet", mal errechnet, komischerweise sind es aber immer mindestens +4/-2g, die angeblich alle unsere ULs aushalten - egal, wie unterschiedlich sie konstruiert sind.
Außerdem: wenn Trudeln geübt wird, muss man auch davon ausgehen, dass die Ausleitung und das Abfangen nicht nur zügig, sanft und vorbildlich gelingen (wenn alles perfekt beherrscht würde, brauchte man ja nicht so doll zu üben), sondern auch mal spät, hart und mit hoher Geschwindigkeit. Selbst wenn dann die Kiste an der Fläche wirklich +4/-2g aushält, wer sagt mir, dass das für irgendein filigranes Bauteilchen an Höhen- oder Seitenleitwerk oder wo auch immer ebenfalls gilt?
Diese inoffiziellen "Trudelerprobungen" sind somit nichts anderes, als simpler Versuch und Irrtum. Hält alles, hat man Glück gehabt. Wenn nicht, dann nicht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man selbst bei einem UL, welches nachweislich solche Manöver schon ausgehalten hat, nicht weiß, wie sich das auf Dauer auf das Material auswirkt, wenn damit regelmäßig geübt wird.
Die juristische Frage, ob auf einen gewollten Stall ein gewolltes oder ein ungewolltes Trudeln folgt, interessiert mich übrigens nicht die Bohne. Es geht mir nur um die Frage, was das Material aushält.
Mit anderen Worten: mir fällt nichts ein, wie man diese Quadratur des Kreises guten Gewissens bewerkstelligen könnte. Außer vielleicht durch konsequentes S-10-Fliegen - aber das ist auch nicht jedermanns Geschmack ...
Gruß an alle
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eko schrieb am 11.07.2007 23:16 Uhr:
Eine volle Drehung habe ich auch schon mal mit der C42 gemacht, tolles Gefühl ... allerdings das alles mit einem absoluten C42-Spezialisten !!!
</tr></td></table>
Ich glaube, den kenne ich. Der macht das ja schon fast amtlich, so als Tester. Von dem waren auch schon so etwas wie loopings zu sehen. Sah aber nur so aus, in Wirklichkeit waren das natürlich Testflüge
Gruß
Jo
eko schrieb am 11.07.2007 23:16 Uhr:
Eine volle Drehung habe ich auch schon mal mit der C42 gemacht, tolles Gefühl ... allerdings das alles mit einem absoluten C42-Spezialisten !!!
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Ich glaube, den kenne ich. Der macht das ja schon fast amtlich, so als Tester. Von dem waren auch schon so etwas wie loopings zu sehen. Sah aber nur so aus, in Wirklichkeit waren das natürlich Testflüge
Gruß
Jo
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Ronny schrieb am 12.07.2007 14:18 Uhr:
Selbst die oft bemühten (und trudelunabhängigen) +4/-2g sehe ich mit Argwohn. Die wurden mal "getestet", mal errechnet, komischerweise sind es aber immer mindestens +4/-2g, die angeblich alle unsere ULs aushalten - egal, wie unterschiedlich sie konstruiert sind.
</tr></td></table>
Dass da immer die gleichen Zahlen vorkommen liegt daran, dass diese so in den Zulassungsvorschriften stehen. Hat man beim Belastungstest die 4g (plus Sicherheitsfaktor) erreicht, hört man üblicherweise auf, weitere Sandsäcke auf die Flächen zu packen. Berechnungen orientieren sich ebenfalls an den 4g, man will das Flugzeug ja nicht unnötig schwer machen.
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Selbst wenn dann die Kiste an der Fläche wirklich +4/-2g aushält, wer sagt mir, dass das für irgendein filigranes Bauteilchen an Höhen- oder Seitenleitwerk oder wo auch immer ebenfalls gilt?
</tr></td></table>
Die Zulassung. Jedes Bauteil muss jeden zugelassenen Flugzustand aushalten.
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Erschwerend kommt noch hinzu, dass man selbst bei einem UL, welches nachweislich solche Manöver schon ausgehalten hat, nicht weiß, wie sich das auf Dauer auf das Material auswirkt, wenn damit regelmäßig geübt wird.
</tr></td></table>
Hier hilft regelmässige Inspektion der tragenden Struktur. Rohre brechen nicht einfach so ab, Bolzen fallen nicht aus heiterem Himmel aus ihrer Bohrung. Rohre verbiegen sich, bei Schrauben lockert sich die Mutter, Bohrlöcher längen sich bei Überlastung.
Was das Trudeln angeht, ist dies aber weniger eine Frage der mechanischen Belastung als vielmehr eine Frage der Aerodynamik. Notwendigerweise findet trudeln ja immer bei geringen Geschwindigkeiten statt, so hält der Flieger das auch aus.
Trudeln wird erprobt, weil es keineswegs sicher ist, dass sich das Trudeln auch wieder ausleiten lässt. Beim Idaflieg-Wintertreffen 2006 habe ich einen hübschen älteren Film von einer nicht erfolgreichen Trudelerprobung gesehen. Die Kamera schaut ins Cockpit, man sieht wie Landschaft (wegen des trudelns) und Höhenmesser (wegen des schnellen Höhenverlusts) zu kreiseln anfangen. Doch was der Pilot auch macht, das Flugzeug kreiselt stabil weiter. Nachdem alle Versuche erfolglos sind, steigt der Pilot aus, Rettungsfallschirm hat er ja dabei. Das letzte, was man sieht, ist, dass sich der Rettungsfallschirm kurz um den Propeller wickelt - das trudelnde Flugzeug hatte den Piloten wieder eingeholt und hat sich in dessen Schirm gebohrt. Der Pilot ist aber dennoch mit einem gebrochenen Bein davon gekommen.
Das Flugzeug hätte zur Echo-Klasse gehört, hat aber u.A. wegen dieses Versuchs keine Zulassung erlangt. Eine Nachbesserung hat auch nicht statt gefunden, die Konstruktion wurde aufgegeben.
Markus
Ronny schrieb am 12.07.2007 14:18 Uhr:
Selbst die oft bemühten (und trudelunabhängigen) +4/-2g sehe ich mit Argwohn. Die wurden mal "getestet", mal errechnet, komischerweise sind es aber immer mindestens +4/-2g, die angeblich alle unsere ULs aushalten - egal, wie unterschiedlich sie konstruiert sind.
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Dass da immer die gleichen Zahlen vorkommen liegt daran, dass diese so in den Zulassungsvorschriften stehen. Hat man beim Belastungstest die 4g (plus Sicherheitsfaktor) erreicht, hört man üblicherweise auf, weitere Sandsäcke auf die Flächen zu packen. Berechnungen orientieren sich ebenfalls an den 4g, man will das Flugzeug ja nicht unnötig schwer machen.
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Selbst wenn dann die Kiste an der Fläche wirklich +4/-2g aushält, wer sagt mir, dass das für irgendein filigranes Bauteilchen an Höhen- oder Seitenleitwerk oder wo auch immer ebenfalls gilt?
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Die Zulassung. Jedes Bauteil muss jeden zugelassenen Flugzustand aushalten.
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Erschwerend kommt noch hinzu, dass man selbst bei einem UL, welches nachweislich solche Manöver schon ausgehalten hat, nicht weiß, wie sich das auf Dauer auf das Material auswirkt, wenn damit regelmäßig geübt wird.
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Hier hilft regelmässige Inspektion der tragenden Struktur. Rohre brechen nicht einfach so ab, Bolzen fallen nicht aus heiterem Himmel aus ihrer Bohrung. Rohre verbiegen sich, bei Schrauben lockert sich die Mutter, Bohrlöcher längen sich bei Überlastung.
Was das Trudeln angeht, ist dies aber weniger eine Frage der mechanischen Belastung als vielmehr eine Frage der Aerodynamik. Notwendigerweise findet trudeln ja immer bei geringen Geschwindigkeiten statt, so hält der Flieger das auch aus.
Trudeln wird erprobt, weil es keineswegs sicher ist, dass sich das Trudeln auch wieder ausleiten lässt. Beim Idaflieg-Wintertreffen 2006 habe ich einen hübschen älteren Film von einer nicht erfolgreichen Trudelerprobung gesehen. Die Kamera schaut ins Cockpit, man sieht wie Landschaft (wegen des trudelns) und Höhenmesser (wegen des schnellen Höhenverlusts) zu kreiseln anfangen. Doch was der Pilot auch macht, das Flugzeug kreiselt stabil weiter. Nachdem alle Versuche erfolglos sind, steigt der Pilot aus, Rettungsfallschirm hat er ja dabei. Das letzte, was man sieht, ist, dass sich der Rettungsfallschirm kurz um den Propeller wickelt - das trudelnde Flugzeug hatte den Piloten wieder eingeholt und hat sich in dessen Schirm gebohrt. Der Pilot ist aber dennoch mit einem gebrochenen Bein davon gekommen.
Das Flugzeug hätte zur Echo-Klasse gehört, hat aber u.A. wegen dieses Versuchs keine Zulassung erlangt. Eine Nachbesserung hat auch nicht statt gefunden, die Konstruktion wurde aufgegeben.
Markus
<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Traumflug schrieb am 12.07.2007 19:15 Uhr:
Was das Trudeln angeht, ist dies aber weniger eine Frage der mechanischen Belastung als vielmehr eine Frage der Aerodynamik. Notwendigerweise findet trudeln ja immer bei geringen Geschwindigkeiten statt, so hält der Flieger das auch aus.
...
Trudeln wird erprobt, weil es keineswegs sicher ist, dass sich das Trudeln auch wieder ausleiten lässt.
</tr></td></table>
Hallo Markus,
alles OK bis auf zwei kleine Einschränkungen. Zum einen findet nur das Einleiten zum Trudeln bei geringer Geschwindigkeit statt. Anschliessend sind die Geschwindigkeiten und vor allem die Beschleunigungen und Kräfte realtiv hoch, da das Flugzeug in engen Kurven wie auf der Innenseite eines Rohres mit der Nase nach unten und nur über den Luftwiderstand gebremst nach unten geht.
Zum anderen wird das Trudeln bei UL's eben nicht erprobt. Man behilft sich einfach damit, dass in der LTF-UL geforderd wird, daß das UL beim normalen Fliegen (z.B. Überziehen in der einer sauber geflogenen 30° Kurve) nicht ins Trudeln kommen darf. Ansonsten wird das absichtliche Trudeln einfach verboten.
@ Ronny
Die +4/-2g sind in der LTF-UL als sogenannte sichere Lasten festgelegt und bedeuten, dass der Flieger diese Belastung ohne bleibenden Schaden aushält. In der Mechanik nennt man das den Bereich der elastischen Verformung. Das Material verformt sich unter der Belastung und geht wie eine Feder nach Wegfall der Belastung wieder in seine Ausgangslage zurück.
Darüber hinaus gibt es noch die sogenannte Bruchlast. Die ist deutlich höher als die sichere Last. Wenn man ein metallisches Bauteil über die sichere Last hinaus weiter belastet, dann kommt man aus dem Bereich der elastischen Verformung in den Bereich der bleibenden Verformung. Wenn Du z.B. eine sehr harte Landung hinlegst, dann bricht das Fahrwerk in aller Regel nicht gleich, aber es verbiegt sich. Erst bei Erreichen oder Überschreiten der Bruchlast wird das Bauteil brechen.
Ein UL hält also noch mehr als +4/-2 aus, aber wenn Du über die +4/-2 g hinaus gehst, sieht hinterher anders aus als vorher.
Gruß
Jo
Traumflug schrieb am 12.07.2007 19:15 Uhr:
Was das Trudeln angeht, ist dies aber weniger eine Frage der mechanischen Belastung als vielmehr eine Frage der Aerodynamik. Notwendigerweise findet trudeln ja immer bei geringen Geschwindigkeiten statt, so hält der Flieger das auch aus.
...
Trudeln wird erprobt, weil es keineswegs sicher ist, dass sich das Trudeln auch wieder ausleiten lässt.
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Hallo Markus,
alles OK bis auf zwei kleine Einschränkungen. Zum einen findet nur das Einleiten zum Trudeln bei geringer Geschwindigkeit statt. Anschliessend sind die Geschwindigkeiten und vor allem die Beschleunigungen und Kräfte realtiv hoch, da das Flugzeug in engen Kurven wie auf der Innenseite eines Rohres mit der Nase nach unten und nur über den Luftwiderstand gebremst nach unten geht.
Zum anderen wird das Trudeln bei UL's eben nicht erprobt. Man behilft sich einfach damit, dass in der LTF-UL geforderd wird, daß das UL beim normalen Fliegen (z.B. Überziehen in der einer sauber geflogenen 30° Kurve) nicht ins Trudeln kommen darf. Ansonsten wird das absichtliche Trudeln einfach verboten.
@ Ronny
Die +4/-2g sind in der LTF-UL als sogenannte sichere Lasten festgelegt und bedeuten, dass der Flieger diese Belastung ohne bleibenden Schaden aushält. In der Mechanik nennt man das den Bereich der elastischen Verformung. Das Material verformt sich unter der Belastung und geht wie eine Feder nach Wegfall der Belastung wieder in seine Ausgangslage zurück.
Darüber hinaus gibt es noch die sogenannte Bruchlast. Die ist deutlich höher als die sichere Last. Wenn man ein metallisches Bauteil über die sichere Last hinaus weiter belastet, dann kommt man aus dem Bereich der elastischen Verformung in den Bereich der bleibenden Verformung. Wenn Du z.B. eine sehr harte Landung hinlegst, dann bricht das Fahrwerk in aller Regel nicht gleich, aber es verbiegt sich. Erst bei Erreichen oder Überschreiten der Bruchlast wird das Bauteil brechen.
Ein UL hält also noch mehr als +4/-2 aus, aber wenn Du über die +4/-2 g hinaus gehst, sieht hinterher anders aus als vorher.
Gruß
Jo
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