@Gert und Stephan
Abschließend zum Rotor: Hier unten einmal eine Graphik, die zeigt, welche Auftriebs- und Widerstandscoeffizienten Rotore mit sich bringen. Zum Vergleich: Eine Ul-Tragfläche einfacher Bauart hätte ein bestes L/D von vielleicht 15 bei einem Auftriebsbeiwert von vielleicht 0,9 und einem Widerstandsbeiwert von 0,06. Mit den Beiwerten der Ul-Fläche könnte man in der Graphik also nur ganz unten links ein kleines Eckchen füllen.
Der Thom-Rotor braucht übrigens wesentlich mehr Antriebsleistung als der Flettner. Und eigentlich ist der Thom-Rotor bereits eine Art offen laufende Tesla-Pumpe. Das sind Pumpen, bei denen flache glatte Scheiben mit geringem Abstand schnell in einem Gehäuse rotieren und durch die Cohäsion Flüssigkeiten mit hohem Wirkungsgrad pumpen, ohne daß irgendwo eine Rauhigkeit oder gar "Schöpfkerben" in den runden Platten wären.
Der Flettner ist dagegen ein Wirbel (eine Zirkulation) bestimmter Länge und Intensität, dem man eine Anströmung (Translationsströmung) überlagert, was wiederum einen bestimmten Auftrieb und Widerstand zur Folge hat. Interessanterweise rechnen die Aerodynamiker mit solch einem idealisierten Wirbelmodell, wenn sie die Leistung eines Flügels bestimmen wollen. So gesehen ist der Flettner also das idealisierte Modell eines Flügels in realer Ausführung - so etwas gibt es recht selten in den Wissenschaften, weil die Modelle für die formale Behandlung (Mathematik) meist zu idealisiert sind, als daß man sie noch technisch erzeugen könnte.
Unten mein Versuchsrotor in einer Zeichnung.
Ich habe damals meine Erfahrungen an die AYRS in England geschickt, die sich mit Antrieben für Segelboote und alles was mit Booten überhaupt zu tun hat, beschäftigt. Die haben das dann in einem langen Artikel in ihrer Postille gebracht. (Wie schreibt man heute auf neudeutsch: "stolz sei") Das Interessante war, daß ich vermutlich als erster mit einem rauhen Tuchrotor gearbeitet habe - Sunnybespannung unterer Flügel ohne Nasendopplung - und dabei interessante Effekte fand, die von der herkömmlichen Theorie abweichen. So konnte ich dank der "weichen" und lauten Bespannung erkennen, wie der Druckpunkt wandert - etwas anders als in der Theorie. Der Rotor arbeitete auch anders als in der Theorie schon bei sehr geringen Differenzen von Anström- und Rotationsgeschwindigkeit optimal. Durch Zufall fand ich das heraus, als ich den Rotor bei Windstille testweise anlaufen lief, dann abstellte und in den hangar ging. Dann hörte ich ein Geräusch hinter mir und sah mein Trike in einem sehr leichten leichten Wind bei ganz langsam drehenden Rotor flott davondüsen und dann umkippen - mein Gewicht fehlte halt. Messungen zeigten dann viel zu viel Auftrieb/Vortrieb für so wenig Umdrehungen und Wind.
Ich dachte damals, man könnte mit Rotoren gut den Bodeneffekt verstärken, also den induzierten Widerstand der Rotoren drastisch verringen und den Auftrieb lassen bzw. steigern. Vor allem wäre aber die größte Gefahr des Bodeneffektflugzeuges gebannt: Es richtet sich in einer plötzlichen Bö auf und überschläg sich dann rückwärts. Rotoren kennen keinen plötzlichen Auftriebsanstieg mehr ab einer gewissen Leistung!
Ein Obering. von der RWTH Aachen hat mir ein paar freundliche Zeilen dazu geschrieben, und so sah mein Vorschlag für den Patenantrag aus, den ich aber vermutlich nicht eingereicht habe, denn kurze Zeit später gab es mich und die Tandem Aircraft nicht mehr. Jedenfalls nicht als funktionelle Einheit
Übrigens: Ideen sehen in Patentschriften immer so dämlich aus, weil man nur das Prinzip zeigen will und muß, nicht aber die wahre Gestalt!
Alles zusammen: Sehr interessantes, teils unerforschtes Gebiet, aber nicht zum Fliegen (Bodeneffekt vielleicht), optimal meines Erachtens für eine Segelflotte von Trimaramen oder Katamaranen zum Transport von Gütern auf Meeren. Hat Flettner ja schon nachgewiesen, könnte man aber mit Thom Rotoren und Katamaranen noch deutlich verbessern. Mir würde ja schon reichen, wenn mich Coca-Cola mit einer rotierenden Dose auf einem kleinen Katamarn für den Ammersee sponsorte. Dann natürlich ökologisch mit Tretantrieb. Problem: Dann erkennt man die Coca-Dose nicht mehr als solche etc.
Also: Leider auch nix für einen Ammerseepedaltreter, obwohl das doch ein ideales Programm zur "Körperertüchtigung" wäre - nennt man heute wohl open-air-Bodystyling.
Gruß Dieter