Instandsetzen: Rotax582 vernünftig selbst herrichten

Benzin-Talk

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TDC
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Beitrag von TDC » Mi 4. Jul 2012, 17:39

So, endlich hab ich das USB-Kabel von meinem Händi wiedergefunden -
jetzt gibts wieder Bilder vom letzten Wochenende.

Ich habe diesmal Motor #2 auf den gleichen Stand gebracht wie #1 - und
sogar ein Stückchen drüber hinaus, denn die Drehschieberwelle ist auch
schon drin.

Aber was ich hier schnell noch zeigen will: Einsetzen der 31 Nadeln des
käfiglosen Lagers am Kolbenbolzen.

Gehen wir einfach davon aus, das alle anderen Schritte wie bei #1 schon
gemacht sind bis zu dem Punkt, an dem die Kolben zu montieren sind.

Achtung!
Meine Methode weicht in wesentlichen Details von der von Rotax
vorgeschriebenen Verfahrensweise ab. Ist also nur was für Leute, die
wissen was sie da tun!

Also.
Wir legen uns eine Tube feinstes Lagerfett bereit und stellen uns aus
einem Schlauchende passender Größe einen "Platzhalter" für den
Kolbenbolzen her.

Bild

Setze den Platzhalter in die Mitte des Pleuelauges und gib ordentlich was
Fett in den Spalt ringsum.

Bild

Drücke die 31 Nadeln den Spalt, sie werden vom Fett schön an Ort und
Stelle gehalten. Stelle sicher das es auch wirklich 31 Stück sind!

Bild

Jetzt den Anlaufring oben drauf platzieren.

Bild

Kolben vorbereiten: Bolzen ins Loch, so daß er innen nur ein kleines
Stück rausschaut, den ANDEREN Anlaufring auf den Bolzen auflegen.
Wenn der Bolzen sehr schwer reingeht - Kolben kräftig anwärmen bis du
ihn grad noch anfassen kannst, dann wird es leichter gehen. Den Bolzen
natürlich NICHT anwärmen.

Bild

ACHTE DARAUF, das der Kolben richtig rum eingebaut wird!! Die Auslass-
Seite ist markiert!

Kolben mit ruhiger Hand ans Pleuel in Position bringen und den Bolzen
durchs Lager schieben bis er mittig im Kolben sitzt.
Der Platzhalter kommt dabei nach oben rausgeflutscht.
Jetzt die Sicherungsringe eingesetzt (Öffnung nach unten), fertig.

Bild

So.
weiter gehts dann wie bei Motor #1 beschrieben
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
(Antoine de Saint-Exupery)
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Drehschieber/Wasserpumpenwelle

Beitrag von TDC » Mo 9. Jul 2012, 12:08

Wie wir nun ja schon wissen braucht diese kleine Welle - die es in der
Ultraleichtfliegerei so wohl nur von Rotax gibt - ein bischen besondere
Aufmerksamkeit.

Da man als erfahrener Schrauber selbstverständlich das brandneue
Wasserpumpenseitige Kugellager schon in das Kurbelwellengehäuse
eingesetzt hat, beschränkt sich dieser Abschnitt nur noch auf das
Drehschieberseitige Lager.

Und das hat es ebenfalls in sich!

Hier wäre also so ein Exemplar:

Bild

Es handelt sich um eine Drehschieberwelle für einen Gemisch-
geschmierten Motor. Drehschieberwellen für Frischöl-geschmierte
Motoren haben einen breiteren Zahnkranz Drehschieberseitig, der auch
die Ölpumpe noch mit antreibt.

Wie man hier ganz gut erkennen kann leidet diese Welle sehr, wenn der
Motor nur mit purem Wasser als Kühlmittel betrieben wird.

Korrosiensschutz ist ein MUSS! bei Rotaxmotoren.

Die Feder entfernt man, indem man selbige zusammendrückt und den
Sicherungsring unter dem Federteller herausnimmt.

Natürlich will man den Wellendichtring tauschen und bei der
gelegenheit auch gleich ein neues Kugellager einbauen, stimmts?

Nur - wenn man jetzt daran rumruckelt und zieht rührt sich erstmal rein
garnichts! Das liegt daran, daß die Distanzhülse vor dem Kugellager
regelrecht auf die Welle aufgeschrumpft ist und noch dazu mit einem
speziellen Loctite Nabe-Welle-Verbindungs-Kleber aufgesetzt ist.

Einzige Lösung:
Kugellager unten abstützen und ein passendes stabiles Rohr o. Ä.
bereitlegen, das genau auf den zweiten Bund der Welle passt, damit man
nicht sofort das Gewinde zerstört.

Warum der zweite Bund und nicht wie von Rotax beschrieben der Bund
am Gewinde? Ganz einfach, die Rotax-Lösung führt leicht zu
Beschädigungen an einer Stelle, wo später noch die
wasserpumpenseitigen Wellendichtringe drübergestreift werden müssen -
die wären dann sofort kaputt.

Der zweite Bund ist da nicht ganz so wichtig, da muss man nur den
Federteller später noch drüberkriegen.

OK, jetzt die Distanzhülse ganz brutal aufheizen und sofort mit kräftigen
Schlägen die Welle raustreiben.

Bild

(Wenn man das Lager nochmal verwenden will besser den Dichtring mit
einem Seitenschneider o. Ä. entfernen und das Kugellager auf dem
inneren Lagerring abstützen)

Bild

So, das Schlimmste ist geschafft.

Abwarten bis alles wieder abgekühlt ist.

Überprüfen, ob der 2te Bund, auf dem man mittels Rohrende mit dem
Hammer rumgehämmert hat unbeschädigt ist - falls nötig etwas mit
Schmirgel glätten.

Vorsicht! Dabei nicht die Dichtfläche für die wasserpumpenseitigen
Wellendichtringe beschädigen!

Alles schön saubermachen, neuen Wellendichtring etwas einfetten und an
seinen Platz schieben.
Kugellager aufschieben (sollte ohne Probleme mit Handkraft gehen.
Wenn nicht: Welle eine Zeit lang ins Eisfach des Kühlschrankes legen)
Distanzscheibe dazu.

Wie man sehen kann, ist der Lagerkäfig des alten Lagers aus Kunststoff,
und der hat ziemlich gelitten unter der Aufheizerei.
Verdammt, unscharfes Bild. Tut mir leid.

Bild

Jetzt kommt wieder die Distanzhülse.
Welle und Hülse sorgfältig säubern und entfetten.
Etwas Loctite Nabe-Welle-Verbindungs-Kleber auf den Sitz der Welle geben.
Hülse brutal aufheizen - aber nur auf ca. 70°C bis 80°C.

Hülse aufstecken, sie fällt mit leisem "pling" an ihren Platz.
Sobald sie abgekühlt ist sitzt sie bombenfest.

Bild

Scheibe, O-Ring (der hier als Dämpfer dient), Schrägzahnrad, Feder,
Federteller und Sicherungsring anbringen - fertig.

Bild


Weiter vorne wurde bereits beschrieben, das das Wasserpumpenseitige
Lager getauscht werden muss, BEVOR die Kurbelwelle eingesetzt wird.
Das habe ich natürlich ganz souverän gemacht und kann nun mit der
Dichtungspackung fortfahren:
(Bilder vom Motor #1, deshalb die glänzende Optik)

Lager!
Bild


Erster, innerer Wellendichtring! Dichtlippe in Richtung Kurbelwelle!

Bild


Fettpackung! Rotax empfiehlt ein Silikonfett, welches mit Wasser keine
Emulsion bilden können soll!

Bild


Zweiter, äußerer Wellendichtring! Dichtlippe nach außen, Richtung
Wasserpumpenrädchen!
Dabei die Fettpackung nicht einfach rausquetschen, sondern WeDi nur
außen bündig einsetzen.

Bild

So, jetzt nur noch die Welle reinschaffen: Dazu insbesondere auf der
Drehschieberseite das Gehäuse anwärmen und die Welle zügig an ihren
Platz klopfen mit Kunststoffhammer. Dabei wird das drehschieberseitige
Lager mit ins Gehäuse gesetzt. Sicherungsring nicht vergessen!

Überprüfen, das der äußere WeDi auf der Wasserpumpenseite noch
richtig sitzt, dann das Pumpenrad aufschrauben (mit Schraubensicherung,
Mitnehmer und Unterlegscheiben auf keinen Fall vergessen) und den
Deckel mit neuer Dichtung drauf!

Ich bestreiche gerade diese Dichtung gerne mit Silikondichtmittel, denn
sonst kriegt man diese Dichtung später nur in Fetzen wieder ab. Das
Dichtmittel verhindert dieses Malheur.

(Bilder jetzt wieder von Motor #2)

Bild

Bild
Zuletzt geändert von TDC am Mi 8. Aug 2012, 08:05, insgesamt 2-mal geändert.
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
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Rotax 582 Zündanlage einbauen

Beitrag von TDC » Mo 6. Aug 2012, 20:40

Die Zündanlage wieder einzubauen ist wirklich ganz einfach: Man könnte sie
sogar um 180° verdreht einbauen, der Motor würde trotzdem laufen.

Oft wird aber gerade hier schon beim Ausbau viel kaputt gemacht. So wird
z. B. gerne versucht, das Polrad ohne passenden Abzieher irgendwie runter
zu hebeln - Folge sind oft genug gebrochene Motorgehäuse.

Wenn "nur" statt einem Abzieher mit 3 Schrauben fürs Polrad ein Abzieher
mit Armen verwendet wird der von hinten unter den Rand des Polrades
greift, brechen üblicherweise die zwei Kabel-Haltenasen des Spulenträgers
dahinter ab.

Manchmal hat man aber keine Wahl mehr (wenn z. B. die Gewinde des
Polrades vergriesgnaddlt sind), dann nimmt man die abgebrochenen
Haltenasen in Kauf.

Auf dem Bild hier sieht man wie der Spulenträger einzusetzen ist und
man sieht auch eine "Reparatur" der abgebrochenen Haltenase rechts: Es
wird einfach probater Ersatz aus Aluminium gefertigt und mit
angeschraubt. Kanten schön abrunden damit nichts scheuert, dann wirds
dem Kabel schon recht sein.

Bild

Die Geber (außen) werden später mithilfe des aufgesetzten Polrades noch
genau positioniert.
Sie müssen mit 0,5 mm Abstand (Fühlerlehre) zum Polrad montiert und
an der Markierung des Polrades bei OT ausgerichtet werden. OT finde ich
am besten mit einer Messuhr, die durchs Zündkerzenloch auf den Kolben
tastet.

Der Konus von Kurbelwelle und Polrad sind penibelst zu reinigen. Selbst
die kleinste Verschmutzung bringt dieser Verbindung das Verderben!

Hier jetzt die Scheibenfeder (das ist das kleine halbmondförmige Ding)
nicht vergessen!

Bild

Das Polrad wird auf den Konus mit einem Anti-Seize-Mittel aufgesetzt
(Verhindert kaltverschweißung im Betrieb) und die zentrale Mutter
ordentlich angeballert.

Auch dafür gibt es ein angegebenes Drehmoment, das aber mit normalen Mitteln schon nur schwer zu erreichen ist.
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Beitrag von TDC » Do 9. Aug 2012, 17:38

Auch der Drehschieber ist kein unlösbares Rätsel.

Sauberes Arbeiten ist wichtig (im Sinne von: es darf kein Dreck reinkommen).

Hier ist wieder die Messuhr im Zündkerzenloch zum Ertasten des OT hilfreich.
Das Drehschieberblatt wird ordentlich mit 2-T-Öl eingejaucht und ohne viel
federlesens in der richtigen Position auf den Mitnehmer geschoben. Das geht
im Normalfall einfach so ohne Kraft.

Manche (anscheinend aber nicht alle) 582er haben am Gehäuse oben eine
Markierung, auf die man die obere "Ecke" des Drehschieberblattes stellt.

Bild

Selbstverständlich nimmt man eine neue Dichtung für den Deckel:
Flatsch - drauf damit, passt.

Bild

Was ist falsch an diesem Bild? Ja, die oberen Schrauben des Deckels
müssen auch den blechernen Zündspulenträger halten und den hab ich
natürlich erstmal vergessen.

Schrauben mit Bedacht, Schraubensicherungsmittel und WENIG Kraft
anziehen, sonst ist gleich mal das Gewinde hin.

Vergaserstutzen drauf - bitte neue nehmen, denn Falschluft an dieser
Stelle führt zum Abmagern des Gemisches, Leistungsverlust, Heißlaufen,
Löcher im Kolbenboden...

Bild

Und jetzt die Ölleitungen vom Drehschieber. Speziell die obere Leitung ist
schlecht festzubringen weil normale Schlauchschellen kaum passen.
Geduld und Spucke.

Bild

Und wenn dann die Zündspulen und der Wasserstutzen oben jeweils an
ihrem Platz sind ist der Motor eigentlich schon fertig.

Bild

Ich habe das Drehschieber-Öl mit einer großen Spritzflasche in die untere
Ölleitung gedrückt, dann steigt innen der Ölspiegel bis es oben am
Plastikbehälter austritt, so ist das System garantiert voll.

Schnell noch die Vergaser drauf (die natürlich auch säuberlich zerlegt und
gereinigt worden sind) und schon kann man den Probelauf in Angriff
nehmen.

Bild

Beim späteren Probelauf ist auch hier keine merkliche Veränderung mehr
eingetreten.
Zu sehen ist hier der allererste Start: http://youtu.be/vEXYkYewVu0
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
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Und jetzt

Beitrag von TDC » Fr 10. Aug 2012, 17:56

.
Und jetzt wo #2 fertig ist - wird er zum Verkauf angeboten:

http://www.lowandslow.de/phpBB2/viewtopic.php?t=2414
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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