neues Projekt: Coach 1

aerodynamisch gesteuerte ULs

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neues Projekt: Coach 1

Beitrag von aeroklaus » Sa 22. Okt 2005, 21:12

hallo,

erstmal ein bisschen deutsche UL-Geschichte:
ca. 1983 hat Egon Scheibe, der in seiner Firma Scheibe Flugzeugbau in Dachau die ganzen bekannten Segelflugzeuge und Motorsegler konstruiert hat, begonnen, ein UL zu bauen: den ULI 1. Ein offenes Einfach-UL, drahtverspannt, mit 22PS Pusherantrieb. Mit so einem Dingens habe ich 2000 angefangen, kuckstdu: http://www.aeroklaus.de/gemischt/ScheibeULI.htm

Aus dem ULI 1 wurde dann der ULI 2, der ein Bugradfahrwerk hatte, der Motor (Hirth 263) wanderte nach vorne oben wie bei der C22. ULI 2 -Bilder habe ich leider noch keine, vielleicht kommt das ja noch.

Als das doppelsitzige Fliegen für Schulungszwecke genehmigt wurde, hat Scheibe gleich mit dem (der) Ultra reagiert, sozusagen ein doppelsitziger(side by side) Uli 2: http://www.aeroklaus.de/gemischt/ScheibeUltra.htm mit dem 35 PS Hirth 2702.

Mit den Tragflächen des Ultra (11,2m Spannweite, 15qm Fläche) wurde dann 1985 der Coach 1 gebaut, der dann einen richtigen bespannten Stahlrohrrumpf mit einfachem Bugradfahrwerk hatte, der Hirth 2702 wanderte nach vorne unten, so dass er fast wie ein richtiges Flugzeug aussah....

Die haben übrigens damals einfach mit dem Bauen begonnen, Pläne existieren von den ganzen UL´s keine, nur Handskizzen und ein paar Berechnungen, das habe ich zumindest von mehreren Seiten gehört. Das waren noch Zeiten....

So ein recht seltener Vogel war vor ein paar Monaten als Bruch in ebay zu ersteigern, hat mich schon gejuckt, aber ich war da noch ziemlich mit meiner Kitten beschäftigt.
Vor ein paar Wochen ist dann dieser Coach1-Bruch wieder in P24 aufgetaucht (der Käufer hat keinen Platz mehr) - jetzt konnte ich allerdings nicht mehr widerstehen und hab den Flieger unbesehen nach ein paar emails mit Bildern am Telefon gekauft.....
Irgendwann im November hole ich ihn dann ab.

Also, der Vor-Vorbesitzer hatte einen Motorausfall und musste in einem Acker notlanden, dabei ist das Bugrad in einem Graben stecken geblieben und das Ganze hat sich dann überschlagen....
Vorne sind einige Rohre zerknautscht, die ich dann hoffentlich mit meinen neuerlernten Schweisskenntnissen wieder hinbekomme, der Rest scheint soweit in Ordnung zu sein. Die Flächenrohre und Abstrebungen muss ich natürlich genauer untersuchen, und der Flieger muss komplett neu bespannt werden (ich liebe den....usw. usw.)

Die wichtigsten Daten des Fliegers: Leergewicht 150kg (Handbuch, wahrscheinlich glatt gelogen), Maximalgewicht 320kg, das ist natürlich nicht die Welt, aber schaunmermal. Vmanöver ist 85km/h, Vne 100km/h. Sinken im Leerlauf bei 320kg: 1,7m/s, d.h. ich kann wieder ein bisschen Thermikkurbeln!! Motor: Hirth (...) 2702 mit knapp 400 Stunden, den kann ich wahrscheinlich gleich wegschmeissen.

Kurt Ehrat und Roman Weller haben übrigens die Lizenzrechte für den Coach erworben und haben dann den Coach 2 daraus gemacht:
er bekam ein Spornradfahrwerk, einen neuen Motor (Rotax462 / Sauer1800), eine geändertes Profil, diverse kosmetische Korrekturen und durch Nachberechnungen und Verstärkungshülsen in den Holmen eine Auflastung auf 400kg. Mal sehen, womöglich kann man da was machen, wenn der DAEC mitspielt. Kurt hat mir versichert, dass der Coach 1 schon mit 38 PS und doppelsitzig überladen locker von einer kurzen Graspiste wegkam, das liegt wahrscheinlich an der relativ hohen Spannweite und dem hohlgewölbten Hochauftriebsprofil.

Erstmal wird in Ruhe die Zelle neu aufgebaut (wo, weiss ich auch noch nicht so genau), und wenn ich dann für Motor, Rettung und einen Hänger Kohle brauche, muss halt die Kitten dran glauben.
Da ich mir Zeit lassen möchte, rechne ich mit einer Bauzeit von 1 bis 2 Jahren, und werde Euch natürlich auf dem Laufenden halten!

bis dann, Klaus
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Beitrag von Frank » So 23. Okt 2005, 11:34

Geil, Klaus,

ich bin gespannt auf weitere Berichte - dieser "Goofy-Flieger" ist schon ein Hingucker!

Frank
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Beitrag von Don » Mo 24. Okt 2005, 08:43

Hi Klaus,
herzlichen Glückwunsch zum "neuen" Flieger. Freue mich für Dich.

Viele Grüsse
Don
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Beitrag von aeroklaus » Do 2. Feb 2006, 07:44

So, nun muss ich aber doch ein paar Zeilen zum Coach schreiben:

wie schon gesagt, im November habe ich ihn abgeholt, netterweise hat mit Heinz dafür seinen Hänger geliehen.

Erster Eindruck: Oh je Oh je, sehr viel Arbeit...

Bild

Bild

An dem Vogel ist fast alles verbogen, was zu verbiegen ist, und teilweise auch ganz schön verrostet, da er anscheinend längere Zeit schlecht abgedeckt im Freien stand:

Bild

Bild

Die Bespannung ist noch original (Ceconite oder sowas), nach 20 Jahren noch keine Spur von spröde oder rissig. Ob Oratex wohl genausolange hält?
Einer der Vorbesitzer hat auf die potthässlichen Originallackierung (Kotzorange mit schwarzen Rallyestreifen ) einfach eine zweite, gelbe Lackschicht draufgespritzt, dementsprechend schwer ist der ganze Flieger (knapp 190kg leer, bei 320kg MTOW, ( hmmm, da ist Handlungsbedarf).

Originalabbildung des D-MINZ im Handbuch:

Bild

Den kaputten Original-Hirth 2702 habe ich gleich in ebay verscherbelt, die Getriebeteile habe ich vorsorglich behalten.

Die "Kleinteile" (Steuerungsteile, Höhen/Seiten/Querruder) habe ich mit nach Hause in meine Kellerwerkstatt genommen, um sie über den Winter zu überholen:

Bild

Bild


Auch da: Bespannt sahen die Teile noch ganz passabel aus, aber unter dem Stoff: Rost in allen Variationen, vom leichte Flugrost, der mit der Drahtbürste leicht zu entfernen war, bis hin zu komplett durchgerosteten Rohren, die ich komplett auswechseln muss. Wobei da gleich ein neues Problem aufgetaucht ist: woher bekomme ich Stahlrohr ST35 mit den Abmessungen 20*0,5mm? Gibt´s nicht mehr bei Eichelsdörfer, momentan versuche ich es bei Schleicher Flugzeugbau. Oder weiss jemand noch eine Bezugsquelle?

Die Flächen muss ich demnächst noch abledern, ich habe ein bisschen Angst davor, was mich da erwartet: ein Kollege hat da so seine Erfahrungen mit Alu-Lochfrass in den Holmen unsichtbar unter der Bespannung....

Nachdem ich mich wochenlang mit der Frage rumgeschlagen habe, was für ein Motor da reinkommen soll: wieder ein 2702, VW, BMW, Sauer oder HKS, bin ich jetzt beim Citroen Visa gelandet, einen gebrauchten Rumpfmotor habe ich schon, und die Getriebeteile kann ich zum Teil wiederverwenden. Ich hoffe, die Leistung reicht aus, aber der Original-Hirth hatte auch nur 34 PS.

Das Ziel ist ein möglichst leichter, simpler und preiswerter Flieger ohne jeglichen Schnickschnack, sogar auf Anlasser, Generator und Batterie will ich verzichten, wenn ich dafür mit 4 Takten und einem Verbrauch von 6 Litern fliegen kann. Eine hohe Zuladung benötige ich auch nicht, es genügt mir, wenn ich die geforderten 140 kg plus Sprit erreiche, da ich eh nur mit meiner Gattin oder mit meinem Söhnchen fliegen will. Da muss ich den Vogel aber unter 180 kg bringen, was nicht so einfach ist. Aber vielleicht akzeptiert der DAEC eine Erhöhung auf 335kg, wie auch beim Scheibe ULTRA, der die gleichen Flächen, Massen und Geschwindigkeiten wie der Coach hat (der Coach ist eigentlich ein ULTRA mit anderem Rumpf).
Zitat aus dem Kennblatt des ULTRA:
"Die wahlweise Erhöhung der max. Abflugmasse auf 335 kg und die Erhöhung des Gewichts der nichttragenden Teile auf 295 kg (wahrscheinlich ist 195kg gemeint) ist bei Einbau eines für dieses Fluggewichtes zugelassenen Rettungsgerätes gemäß TM 018-2 zulässig"

Ich überlege mir noch, ob ich den Flieger wie beim Coach 2 mit einem Spornradfahrwerk ausstatte, da muss ich aber auch erstmal abwarten, was der DAEC dazu sagt.

Zur Kostenkalkulation verwende ich folgende einfache Formel:

Kgesamt (Euro) = 4 * 1500 + 0 + X

also:
1500 Euro für den Schrottflieger
1500 Euro für den Motor
1500 Euro für das Rettungsgerät
1500 Euro für Teile (Bespannmaterial, Rohre, Lacke etc.)
0 Euro für 600-800Stunden unbezahlte Arbeitskraft
X Euro für die Zulassungskosten: Prüfer, VVZ, Lärmmessung (1000-1500Euro?)

also ca. 7500 Euro.

Im Frühjahr zerre ich dann den Rumpf in den Garten, und dann geht der Spass erst richtig los......

bis dann,

Klaus
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Beitrag von Don » Do 2. Feb 2006, 09:00

Hi Klaus,
da hast Du aber noch ´ne Menge Arbeit vor Dir! Ich hoffe, dass die Flächen nicht ganz so schlimm ausschauen. Ich werde mal meine Traversen.- und Spezialbaufirmen anhauen, vielleicht haben die Möglichkeiten an das benötigte Stahlrohr ranzukommen.

Viel Spass
Dirk
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Beitrag von flyman » Do 2. Feb 2006, 14:55

Hallo Klaus,

es ist nicht so sehr das Material das Du benötigst, da kommen noch sicherlich viele Tips, sondern maximale Geduld und viel viel Energie
um dein Projekt zu vollenden.
Also ich drück Dir die Daumen, vieleicht können wir ja mal unsere beiden
Patienten ( Flieger ) irgend wann mal gemeinsam bestaunen. :-)

Beste Jrüsse us Kölle
Jünter
:grin:
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Beitrag von aeroklaus » Do 2. Feb 2006, 15:52

hallo Dirk,


<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Don schrieb am 02.02.2006 10:00 Uhr:
Ich werde mal meine Traversen.- und Spezialbaufirmen anhauen, vielleicht haben die Möglichkeiten an das benötigte Stahlrohr ranzukommen.

</tr></td></table>


danke für das Angebot! Mittlerweile bin ich aber bei Schleicher doch fündig geworden, die sind sehr hilfsbereit und haben eine grosse Auswahl an Stahlrohren.


hallo Günter,

<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
flyman schrieb am 02.02.2006 15:55 Uhr:
Also ich drück Dir die Daumen, vieleicht können wir ja mal unsere beiden
Patienten ( Flieger ) irgend wann mal gemeinsam bestaunen. :-)

</tr></td></table>


das kriegemer scho hin!
Ich drück Dir auch beide Daumen, und lass doch mal gelegentlich was über Deine Fortschritte hören!

Grüsse Klaus
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Neues aus dem Horrorkabinett

Beitrag von aeroklaus » Do 9. Feb 2006, 06:46

Vor ein paar Tagen habe ich die alte Bespannung von den Flächen runtergerissen: auch hier Korrosion in allen Lebenslagen, aber mittlerweile schockt mich ja gar nichts mehr. Der ganze Flieger stand nach dem Unfall längere Zeit schlecht abgedeckt im Freien, so dass sich in diversen Bauteilen Wasser gesammelt hat. Normalerweise gibt es ja dafür Entwässerungslöcher, die sind aber immer so angebracht, dass das Wasser nur im aufgebauten Zustand ablaufen kann, nicht aber, wenn die Teile abgebaut irgendwie herumstehen:

Bild

Bild

Ein wenig Sorgen machen mir die vorderen Holme, die sind zum grossen Teil mit Aluminiumoxyd (weisse Ausblühungen) bedeckt. Heinz meint allerdings, das wäre nicht bedenklich, wenn es keinen tieferen, materialschwächenden Lochfrass im Holm gibt.
Ich muss allerdings irgendwie versuchen, IN die Holme zu gucken, vor allem dort, wo rostige Bolzen durch die Rohre geschraubt sind. Notfalls muss ich halt doch den vorderen Holm ersetzen, das ist aber nicht so aufwendig (aber wahrscheinlich teuer).
Ich frage mich, ob es als Schutz für das Alu etwas bringt, wenn ich dem Holm nach dem vorsichtigen Entfernen der Oxydschicht mit feinem Schleifpapier anschliessend eine dünne Lackschicht verpasse.

Bild

An der rechten Fläche wurden einige Rippen schonmal repariert, es wurde einfach viel Harz mit ein bisschen Gewebe draufgepappt, ein grauenhafter Pfusch.

Auf jeden Fall habe ich gelernt, das man unter Umständen einem gebrauchten Flieger von aussen nichts ansieht, aber unter der Bespannung könnte das blanke Grauen stecken....

Na ja, ein wenig beruhigt bin ich trotzdem, auch wenn die Flächen ebenso ziemlich viel Arbeit machen werden. Aber ich habe ja Zeit. Hoffe ich.

Grüsse Klaus

p.s. das war´s jetzt womöglich mit Bildern aus meinem Horrorkabinett, in Zukunft gibt es nur schöne, saubere, neuaufgebaute, glänzende Teile und hoffentlich irgendwann mal ein reanimiertes Flugzeug zu sehen.
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Beitrag von D-MICQ » Fr 10. Feb 2006, 08:09

Hallo,

ich bin der Kollege mit dem ähnlichen Problem:

Ich habe eine Motte B3 und habe mal im Zuge der Überholung im Bereich des vorderen Flügelhauptholmrohres etwas Bespannung heruntergerissen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich ein da ein ungutes Gefühl und wollte einfach mal ein Blick in den Flügel werfen (immerhin hängt das Leben daran).

Dabei eine echte Überaschung: Korrosion des ALCuMgPb-Rohres, nicht nur oberflächlich (weisse Al2O3 Ausblühungen), teilweise auch schon etwas Lochfrass, wahrscheinlich ist der Holm auf voller Länge im Bereich der Bespannungsauflage (das ist das merkwürdige) korridiert, teils mehr teils weniger. Von außen hat man das nichtmal gesehen!!!

Der Flieger (bzw. die beiden Flügel) sind deshalb Schrott, ich werde bei beiden die kompl. Bespannung herunterziehen, die Rohre sichten und austauschen, anschl. neu Bespannen/Vernähen. Ob ich das machen werde weiß ich noch nicht, sieht bei mir zeitlich im Moment nicht sehr gut aus.

Soviel zum Thema Aluminiumflugzeugbau. Da das Flugzeug schon 16 Jahre alt ist (ich habe es nicht selbst gebaut, sondern vor einigen Jahren zur Überholung erworben) weiß ich natürlich nicht genau die Historie (ist es mal naß geworden etc.), ich dachte aber bislang das Aluminium sich schnell passiviert und eine derartige heftige Lochkorrosion (ohne Einwirkung von korrosiven Salzen) nicht auftreten kann, schon gar nicht an den abgedeckten Stellen die man nicht mal überprüfen kann ohne die Bespannung zu entfernen. Da ich Chemiker bin, habe ich mal etwas recherchiert, die verwendete Aluminiumlegierung ist zwar hochfest und leicht, aber bekannterweise nicht sehr korrosionstabil, zumal nicht eloxiert (wie bei meiner C22, da korrodiert nichts, Rohre sind auch nach 15 Jahren wie neu).

Klaus: Der Coach-Flügekl ist je erschreckend primitiv aufgebaut, da läuft je selbst jedem Modelbauer der blanke Schauer über den Rücken, man nehme etwas Rohr, etwas Holz, etwas Harz......fertig ist der Flügel.

Grüße

Martin
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Beitrag von aeroklaus » Fr 10. Feb 2006, 10:46

hallo Martin,

Danke für den Bericht! Vielleicht findet sich noch jemand, der da ein wenig Licht ins Dunkel bringen kann.
Hast Du eigentlich Fotos vom Holm gemacht? Wenn nein, kann ich beim nächsten Bremgarten-Besuch welche machen und hier reinstellen.



<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
D-MICQ schrieb am 10.02.2006 09:09 Uhr:
Klaus: Der Coach-Flügekl ist je erschreckend primitiv aufgebaut, da läuft je selbst jedem Modelbauer der blanke Schauer über den Rücken, man nehme etwas Rohr, etwas Holz, etwas Harz......fertig ist der Flügel.

</tr></td></table>


ja, das sind nur 2 Aluholme, die mit Stahlstreben miteinander verbunden (verschraubt/vernietet) sind. Die Schaumrippen haben keinerlei tragende Funktion, nur "aerodynamische Optik". Die Bespannung war unten, obwohl konkaves Profil, nicht vernäht, sondern auf die Kiefernholzrippenaufleimer getackert, wie auch beim Uli. Keep it simple!

Grüsse Klaus
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Beitrag von aeroklaus » Sa 7. Okt 2006, 12:57

....eigentlich wollte ich ja schon im Frühjahr mit dem Rumpf weitermachen. Leider habe ich aus Trägheit keinen Platz gefunden, an dem ich wirklich gut bauen kann, also hab ich das Problem erstmal bequem vor mir hergeschoben.
(Überhaupt war für mich dieses Jahr fliegerisch nicht sehr ertragreich, war das Wetter gut, hatte ich keine Zeit, hatte ich dann Zeit, war´s Wetter besch... Aber gut, Schwamm drüber, ich hab´hoffentlich noch ein paar Jahre Restlebenszeit)

Nachdem mich dann der Wolfram immer mehr genötigt hat, den rostigen Schrotthaufen aus dem Hangar zu entfernen, da sich offensichtlich ein paar Piloten den Nadelstreifenanzug daran schmutzig gemacht haben, musste ich mir schnell was einfallen lassen.

So habe ich mir bei ebay einfach wieder eine 3 mal 6 Meter PVC-Werft geschossen, und sie dann, diesmal grillplatzverträglich, wieder im Gärtchen aufzubauen, kucksdu:

Bild


Ich hoffe, das Ding hält ein, zwei Jahre durch, den ersten Sturm hat es schon überstanden.
(Dabei kam mir natürlich schon der Gedanke, so eine Hütte aus Holz und ein bisschen Isolierung fest im Garten zu installieren, man weiss ja nie, was die Zukunft noch so an Projekten mit sich bringt. Aber wie macht man das der Gattin schmackhaft :roll: )

Ich muss mir jetzt erstmal bei Schleicher eine Ladung Ersatzrohre bestellen, dann geht es endlich weiter. :D


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Beitrag von tiniro01 » Sa 7. Okt 2006, 14:39

Na so was! :eek:

Jetzt hab ich diesen Fred durch meine längere Abwesenheit damals doch ganz übersehen...
Ich wusste nur noch, dass Du Dir einen geknickten Coach zugelegt hattest.



Ganz schönes Projekt mit viel Arbeit.
Kaum weniger als ein Neubau. Aber der Flieger ist, wenn er denn mal am Rollhalteort stehen wird, auch das, was mir so vorschwebt.

Was der Martin (D-MICQ) Dir über Korrosion gesagt hat, kann ich nur dringend unterstreichen.
Korrosionsarm ist eigentlich nur Reinalu, welches man wegen seiner Festigkeit auf dem Niveau von Lötzinn ( :grin: ) aber bei tragenden Teilen vergessen kann.
Sämtliche hochfesten Legierungen, wie z.B. die im Kiebitz verbauten AlCuMgPb-Rohre oder AlCuMg1-Bleche neigen zu Korrosion.
Und das nicht nur äusserlich.
Durch die interkristalline Korrosin können auch massive Bauteile aus dem Inneren heraus versagen.

http://aluminium.matter.org.uk/content/ ... 2144416690

Eines der liebsten Demonstrationsobjekte meines Profs war ein Kochtopf, der (welch Verschwendung) nach dem Krieg aus dem hochlegierten Alu deutscher abgewrackter Kampflugzeuge hergestellt worden war.
Der hatte pfenniggrosse Löcher, obwohl man ihn seit dem Auftreten des ersten nadelgrossen Loches wohl nicht mehr bestimmungsgemäss benutzt hat.
Hat auch danach nicht aufgehört zu bröseln.

Mach die Holme lieber neu
:)
Gruß Gert
busbumde
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Beitrag von busbumde » Sa 7. Okt 2006, 21:09

Ich würde AlMgSi1.0 Antikorrodal von Menziken nehmen, Rohre werden als Deltarohre schiebbar über Westd. Metallhandel vetrieben. Sunny ist aus diesem Zeugs, geprüfte Qualität, nicht billig, korrodiert aber auch bei Seewasser nicht, sagen sie. Festigkeit im Rahmen der Pb-Rohre, die oft verwendet werden.

Gruß Dieter
Stephan
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Beitrag von Stephan » So 8. Okt 2006, 06:07

Lieber Dieter,
kannst du mir mal einen Schnellkursus geben und mir Deinen Artikel übersetzen? Deltarohre? Schiebbar? Pb-Rohre? Hilfe!!

Übrigens kann ich Dir die Korrosionsfestigkeit der Sunnyrohre bei Seeluft bestätigen.

Gruss Stephan
Lässt sich niemals durch den Amtsschimmel vom Himmel holen...
busbumde
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Beitrag von busbumde » So 8. Okt 2006, 14:51

Hallo Stephan,

bin leider kein Fachmann für Leichtmetall, da gibt es aber welche hier :) . Trotzdem: Es gibt die Legierung AlMgSi1,0 und eine Legierung AlMgCuPb, die "chemischen Kürzel" geben jeweils die Hauptbestandteile der Legierung (eigentlich Mischung) an. Es sind aber fast immer auch noch Spuren andere Metalle beigemischt, um bessere Streckgrenzen, Festigkeiten, Zerspanbarkeit und ähnliches zu erreichen.

Bei den Drachenfliegern stellte es sich schon früh heraus, daß vor allem das in der Luftfahrt verwendete AlMgSi1,0 in der Zustandsform T6 (T6 ist eine Nachbehandlung der Rohre mit definiertem Wärmeverlauf) ideal war. Dieser Zustand T6 sagt etwas über den Gefügezustand aus, ist also ähnlich wie das Schmieden eine besondere Vergütung, auf die man nicht verzichten darf, kann, soll. Die Rohre lassen sich gut bohren, ohne über den Grat zu Rißbildung zu neigen, sie lassen sich gut eloxieren, was wichtig ist, um gleichmäßige Biegung und Spannung zu bekommen, sie biegen weg, bevor sie "weich" brechen, splittern also nicht glasartig auf im Crashfall (wie die hochfesten Legierungen, was sehr üble Verletzungen nach sich zieht, wenn UL-Kabine) und in der Norm 6061 T6 bekommt man rund um den Globus dieses Rohr mit gleichen Werten und Eigenschaften.

Der Hersteller Menziken in der Schweiz war einer der Hauptlieferanten für solche Rohre für den Drachenbau und später für den UL-Bau. Dank einer speziellen Legierung (eigentlich Mischung mit Spuren anderer Metalle) nannte er seinen Werkstoff Antikorrodal, eben weil er nicht korrodierte, und die aus dem Antikorrodal gezogenen Rohre dann Deltarohre.

Diese Deltarohre waren und sind im Werk auf Fehler defektomatgeprüft, (wie gut das ist, merkt man erst, wenn einem einmal ein billiges hartes Rohr heruntergefallen und der Länge nach aufgesprungen ist.), Deltarohre haben immer den Zustand T6, also einen definiert günstigen Gefügezustand und sie entsprechen in den Toleranzen besonderen Normen. Kurz: Man bekommt ein bewährtes normiertes Rohr, geprüft, auf dessen Eigenschaften man sich fast "blind" verlassen kann.

Schiebbar meint, daß diese Rohre mir 2/10 unterschiedlichem Innen- zu Außendurchmesser angeboten werden, man kann also durch Ein- oder Aufschieben von Verstärkungen gleichen Materials das Bauteil partiell verstärken, ohne durch Fremdmaterial Korrosionen zu bekommen, etwa infolge eines großen Abstands in der elektrolyt. Spannungsreihe. Solch ein Fehler macht bei Kupfer (Cu) und Blei (Pb) haltigen unterschiedlichen Rohrtypen aus einem Bauteil in Seeluft u.U. eine unerkannte Batterie mit Selbstauflösung.

Die Antikorrodalrohre können mit verzinkten Schrauben verbunden werden, weil dadurch um das Loch sogar eine passive Schutzzone entsteht, (sagte mir Menziken)was besser ist als neutral bei Edelstahlschrauben, die zudem in Aluröhrchen als Buchse und Führung extrem schnell und unlösbar festreiben beim Drehen.

Ab 2.000 werden diese Deltarohre vom westdeutschen Metallhandel vertrieben und kosten durch diesen Zwischenhändler, der auch was haben möchte, fast das Doppelte. Heute vielleicht noch mehr. Comco bezieht (glaube ich) als einziger noch direkt von Menziken, da in großen Mengen.

Andere Hersteller haben seit je auf das AlMGCuPb-Rohr gesetzt, also mit Kuper- und Bleizusatz, das zwar ähnliche Festigkeiten wie das AlMgSi1,0 aufweist, aber nicht den Zustand T6 hat, ungeprüft ist und vor allem nicht korrosionsdauerfest ist. Dafür aber bekommt man es fast überall im gut sortierten Metallhandel für weniger Geld, in mehr Abmessungen, aber eben nicht als für die Luftfahrt oder für Drachen-/Ul-Bau geeignetes Baumaterial. Kaufen kann man es natürlich trotzdem für diesen, dann aber völlig selbstverantwortbaren Verwendungszweck.

Wer also einen Flieger aus Deltarohr hat, der tut gut daran, genau dieses Rohr mit diesen Normen zu verwenden, auch wenn man anderes Rohr für die Hälfte einkaufen kann. Ander als bei Schrauben glaube ich bei gezogenen Rundrohren mittlerer bis hoher Festigkeit an den Sinn der Prüfungen, da diese ja auch tatsächlich durchgeführt werden, bei Schrauben aber eben nicht.

Im Sunny gibt es nur ein Rohr von Menziken, was nicht Antikorrdal bzw. 6061 T6 ist: Das Querruderrohr. Es ist eine hochfeste Legierung, die in Frankreich unter dem handelsnamen Zykral (?) verkauft wird. Diese Rohre haben sich bei den leichter werdenden Drachen durchgesetzt, sind aber deutlich empfindlicher. Im Sunny ist dieses Rohr 0,9 mm stark und verhilft dem Querruder bei hoher Festigkeit zu einer leichteren Biegbarkeit als der Flügel,, was generell erforderlich ist, damit sich eine Klappe oder ein Querruder nicht wegen zu hoher Biegesteifigkeit aus dem Flügel herausarbeiten.

So, mehr weiß ich dazu ad hoc nicht mehr, müßte also nachschauen, bin dazu jedoch nach einer Bergwanderung jetzt zu müde :-( .

Gruß Dieter
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