Mein Storch hat Übergewicht

aerodynamisch gesteuerte ULs

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powerandpitch
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Beitrag von powerandpitch » Mi 2. Apr 2014, 07:03

Mit den 0,4 mm hast Du noch Glück gehabt. Wahrscheinlich ist das noch nicht einmal die stärkste Lackschicht gewesen?

Vermutlich hast Du das selbe Elend, wie wir das bei den Kitcars immer wieder erleben. Da gibt es Stellen, die inkl. Füller und ähnlichem Unterbau bis zu 5 mm stark sind. Auch da trichtern wir den sprühenden Burschen immer wieder ein, die Sache nicht so schwer zu machen. Ein schweres Auto fährt sich nur noch scheiße.

Die nitro-schnüffelnde Zunft neigt jedoch dazu, alle möglichen, kleinen Verwerfungen aus der Oberfläche herauszuspachteln und gerade zu ziehen. So kommt einiges an Gewicht zusammen.

Wie gesagt, bei meinem Wagen, waren das nach der Neulackierung knapp 50 kg Gewichtsunterschied. Und der Wagen hat ein Leergewicht von rund 700 kg.
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Timpilot
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Beitrag von Timpilot » Mi 2. Apr 2014, 09:01

seehund hat geschrieben:Und dann kommt noch dazu, das GFK-Flieger wegen der nachlassenden Festigkeit des Materials bei Erwärmung eigentlich weiß oder gelb sein sollten...

Gruß

Thomas
Die Standardnachweise gelten nur für weiß! Gelb sollte schon wie jede andere Farbe einen besonderen Nachweis erhalten.
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juergen_d
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Beitrag von juergen_d » Mi 2. Apr 2014, 09:56

Also MUSS die Farbe eigentlich runter?

Gruß, Jürgen
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Beitrag von Timpilot » Mi 2. Apr 2014, 10:07

juergen_d hat geschrieben:Also MUSS die Farbe eigentlich runter?

Gruß, Jürgen
Das kommt auf die Zulassung an. Kann ja auch sein, dass das GFK nicht trägt sondern nur verkleidet... oder das es für dunkle Farben zugelassen wurde.
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Lackschichtdicke

Beitrag von stöpsl » Mi 2. Apr 2014, 11:09

Liebe Leute,
das was ich da über das Gewicht und die Lackschichtdicken lese ist geradezu Irre. Vorweg: Ich schreibe als erfahrener Lackierermeister und nicht als Laie.
Zum ersten wird in der Fluggerätelackierung ein hochpigmentierter Lack eingesetzt, so dass eine Schichtdicke von 50-max. 90my vollkommen ausreichend, um eine geschlossene deckende Schicht zu erreichen. Alles andere ist unnötig. Selbst mit Autolacken ist die Schichtdicke einschließlich Grundierfüller zwischen 60 und 180 my genug drauf. Dabei wird zwischen stehenden und liegenden Flächen unterschieden. Auf den liegenden Flächen ist mehr drauf.
Mit der spritzfertigen Lackmischung können 21qm / US Gallone lackiert werden. (Rund 3,6 Liter) Ich habe für eine 150 Cessna etwa 1 1/2 Gallonen zuzüglich Härter und Verdünner verballert inkl. Tragflächen und Anbauteile. Dazu musste ich die gelbgrüne EP Grundierung abdecken.
Wie ihr als auf derartige Schichtdicken und Gewichte kommt ist mir rätselhaft. Vielleicht wurden eure Flieger mit Steinschlagschutz vor dem Endlackieren gespritzt.
Meine Angaben sind direkt vom Datenblatt des Lackherstellers (AkzoNobel) übernommen.
Es handelt sich dabei um enen Polyurethanlack, der auch bei Cessna und Hawker Beach zum Einsatz kommt.
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Beitrag von powerandpitch » Mi 2. Apr 2014, 12:01

Moin Stöpsl,

und Deine Berufskollegen verarbeiten die Lackmaterialien tatsächlich so, wie vom Hersteller vorgegeben?

Eine Cessna ist aus Blech. Da lebt man mit gewissen Oberflächenmakeln.

Wie teilweise auf GFK herumgetrickst wird ist Dir sicherlich bekannt?

Der Lacksplitter, den Jürgen da vermessen hat, war ja schon bezeichnend. Das schon deutlich mehr als das Doppelte von dem, was Du als Schichtdicke vorgegeben hast.


Gruß

Edgar
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Beitrag von juergen_d » Mi 2. Apr 2014, 12:21

Hallo Stöpl,

du kannst gerne mal vorbei kommen und dir die Schose anschauen, der Flieger steht nur knappe 70 km von dir entfernt. Oder ich picke ein paar Brösel aus allen Ecken des Fliegers raus und schicke sie dir. Was bei dem Splitter oben im Bild auffällt: Er ist innen weiß! Warum auch immer.

Ich glaub dir ja, dass es möglich ist, mit 50 µ Schichtdicke eine deckende Lackierung hinzubekommen, aber wusste das der Lackierer von meinem Storch auch? Der Lackfetzen in dem Bild oben war auch einer der Dünneren, ich habe auch welche mit 500 µ (ja, 0.5 mm!!).
Vielleicht wurden eure Flieger mit Steinschlagschutz vor dem Endlackieren gespritzt.
Das ist jetzt aber eine unzulässige Pauschalierung. Es handelt sich ja nur um *meinen* Storch. Andere "Lackieropfer" kenne ich nicht.
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Beitrag von stöpsl » Mi 2. Apr 2014, 12:50

... ich habe auch welche mit 500 µ (ja, 0.5 mm!!).

boah...das ich echt ein dicker Hammer. Bei GFK Fliegern ist es i. d. R. das Gelcoat, was weiss sichtbar ist, bevor das Laminat zum Vorschein kommt. Wenn nun auf das GelCoat lackiert wurde, was kein Problem darstellt, können natürlich 500my zusammen kommen.
Ein normaler Farbaufbau ist wie folgt:
Grundierung oder Grundierfüller je nach Untergrund Epoxydharz, Kunststoffprimer oder Washprimer - letzteres wird i.d.R. nicht in der Luftfahrt eingesetzt. Füller (bei Flugzeug nicht in der Aussenlackierung) Decklack oder Basislack mit anschliessendenr Klarlackversiegelung.

Bei deinem Flieger gehe ich davon aus, dass der Gelcoat mit abgegangen ist, dann wären die 500my durchaus nicht unüblich, da dieser in die Form gespritzt wird, bevor das Laminat apliziert wird.

Fall Du mal ein leichte Lackierung brauchst, kannst dich gerne an mich wenden. Derzeit habe ich einen Gruppo Trial in Arbeit. Der Rumpf ist am Wochenende dran. Der lackiere ich übrigens mit nach dem Versiegeln mit Luftfahrt EP mit herkömmlichen 2 Schicht Autolack. Das ist überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Mit dem Klarlack ist die Farboberfläche besstens gegen UV Einwirkung geschützt.
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Beitrag von juergen_d » Mi 2. Apr 2014, 16:17

stöpsl hat geschrieben:Bei deinem Flieger gehe ich davon aus, dass der Gelcoat mit abgegangen ist, dann wären die 500my durchaus nicht unüblich, da dieser in die Form gespritzt wird, bevor das Laminat apliziert wird.
Das ist ja das grausame! Der Lack ist auf dem originalem, weißen Gelcoat drauf. Ich hab mal so eine Stelle geknipst:

Bild
stöpsl hat geschrieben:Fall Du mal ein leichte Lackierung brauchst, kannst dich gerne an mich wenden. Derzeit habe ich einen Gruppo Trial in Arbeit. Der Rumpf ist am Wochenende dran. Der lackiere ich übrigens mit nach dem Versiegeln mit Luftfahrt EP mit herkömmlichen 2 Schicht Autolack. Das ist überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. Mit dem Klarlack ist die Farboberfläche besstens gegen UV Einwirkung geschützt.
Danke für das Angebot. Ich werde bei Bedarf auf dich zurück kommen :)
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Beitrag von Timpilot » Mi 2. Apr 2014, 17:07

juergen_d hat geschrieben:...
Das ist ja das grausame! Der Lack ist auf dem originalem, weißen Gelcoat drauf....
Das ist im Grunde nicht unüblich - nur sollte die Gealcoat-Oberfläche so gut sein, dass eine sehr dünne Farbschicht reicht.

Stöpsel, Du hast zwar über Liter und Gallonen gesprochen, aber nix zu Kilogramm deiner Lackierungen gesagt!?
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Keine Sorgen wegen dicker Lackschicht

Beitrag von stöpsl » Mi 2. Apr 2014, 17:11

Also wenns der Gelcoat ist, mach dir keine Sorgen. Die Schäden kann man beheben. Achtung beim Schleifen auf keinen das Laminat anschleifen. Ich gehe davon aus, dass dein Flieger zwar lackiert wurde und ein paar Kilo zugenommen hat, das eigentliche Gewicht aber nicht die zweite Lackschicht ausmacht.
Gerade beim Storch, der sehr wenig Oberfläche hat, kann es kaum vom Lack her kommen. Da muss da eigentiche Problem woanders liegen.
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Beitrag von juergen_d » Mi 2. Apr 2014, 17:28

Handbuch sagt:

- Tragfläche 13.2 qm
- Querruder je 1.08 qm
- Höhenruder 1.65 qm
- Seitenruder 0.94 qm
- Seitenflosse 0.6 qm

Da alle davon 2 Seiten haben komme ich nur für die Tragwerke auf 37.1 qm Beim Rumpf kann ich nur schätzen, aber 4 qm kommen da sicherlich auch zusammen. Ok, ich hab mich oben wohl leicht verrechnet. Gute 40 qm sind es aber wohl doch. Selbst bei vorsichtigen 250 µ Schichtdicke komme ich auf 10 Liter ausgehärteten Lack.

Ich wüsste nicht woher jetzt das Gewicht kommen sollte, an dem Flieger ist sonst nichts dran. Null Extras! Kein Transponder, kein ELT, keine Strobes, kein GPS... Außer durch den Lack kann ich das Gewicht nicht erklären.
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Beitrag von seehund » Do 3. Apr 2014, 06:27

juergen_d hat geschrieben: ......
Ich wüsste nicht woher jetzt das Gewicht kommen sollte, an dem Flieger ist sonst nichts dran. Null Extras! Kein Transponder, kein ELT, keine Strobes, kein GPS... Außer durch den Lack kann ich das Gewicht nicht erklären.
Leider zeigt die Erfahrung, dass man manchmal Wägeberichten nur 100%ig glauben kann, wenn man die Waagen auch selbst abgelesen hat.

Kannst Du die 235kg aus den von Dir zitierten alten Berichten derart bestätigen?

Oder hast Du SELBER schon einen baugleichen Flieger mit diesem Gewicht auf Waagen stehen gesehen?

Wenn nein, ist aus meiner Sicht ohnehin alles Spekulation, leider.


Gruß

Thomas
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Beitrag von powerandpitch » Do 3. Apr 2014, 06:45

Rot ist doch die Farbe, die nach ein paar Jahren auskreidet und dann unansehnlich wird?

Wie kommt jemand auf die Idee seinen Flieger so zu lackieren? Angst übersehen zu werden?
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Beitrag von juergen_d » Do 3. Apr 2014, 06:51

* Man kann den Storch bei Fyl Synthesis in jeder Farbe kaufen, Hauptsache sie ist weiß
* Flyjim hier aus dem Forum hat einen nicht nachträglich lackierten (weißen) Storch mit 236 kg im Wägebericht
* 40 qm mit einer vorsichtig geschätzten mittleren Schichtdicke von 0.2 mm ergeben 10 L ausgehärteten Lack
* ausgehärteter Lack hat eine Dichte von > 1 kg/L

Das ist für mich eine ziemlich sichere Indizienkette und keine Spekulation mehr.

Edgar, ich glaube nicht, dass nur rot vom Auskreiden betroffen ist. Ich hatte mal einen babyblauen NSU Prinz, der gekreidet wie sau. Da konnte man schon mit dem Finger drauf schreiben. Und der gelbe Golf hat genau so gekreidet. Der rote Manta allerdings auch ;)
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