Mein Storch hat Übergewicht

aerodynamisch gesteuerte ULs

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juergen_d
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Mein Storch hat Übergewicht

Beitrag von juergen_d » Mo 31. Mär 2014, 20:01

Servus zusammen,

am Wochenende war JNP mit Wiegen angesagt. Ein wenig seltsam war mir schon vorher zumute, da nicht mal der DAeC einen aktuellen Wiegebericht hatte. Ich habe einige ältere von '99 und '03, wo der Vogel angeblich 235 kg wog.

Dann der Schock: 255 kg leer (Tanks staubtrocken), und das bei 400 kg MTOW. Und das, obwohl ich einige (illegale und defekte) Teile ausgebaut habe. Ich war eher der Meinung, dass der Vogel hätte leichter werden sollen.

Laut Ausrüstungsliste sollte der Storch eigentlich 222 kg leer (inkl. Rettung) + Ausrüstung (Anlasser, Batterie, 6 Zusatzinstrumente, Türen(!)) 16 kg = 238 kg wiegen, naja, plus meine Breitreifen. Dafür habe ich das kaputte Strobe ausgebaut.

Ok, der Flieger ist rot, war aber mal wie alle Störche weiss. Das könnte eine Erklärung sein, da sind ca. 40 qm Fläche zu besprühen. Weiß jemand, wieviel Gewicht man für eine 2K-Lackierung pro qm rechnen kann? Und wie man den Lack evtl. wieder runter bekommt, ohne die GfK-Struktur drunter zu schwächen? Schleifen scheidet da ja wohl aus.

EDIT: Was mir gerade noch einfällt: Es gibt ja hier einige (Ex-) Besitzer von Störchen. Was stand denn bei euch im Wägebericht?

Ich bin jetzt echt ein wenig frustriert... Da mal jemanden mitnehmen kann ich mir abschminken... :cry:

Gruß, Jürgen
Timpilot
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Beitrag von Timpilot » Mo 31. Mär 2014, 20:38

Hallo Jürgen, dieser Schock ereilt viele, wenn sie eine ehrliche Wägung machen! Also... Du bist nicht allein.

Ich gehe davon aus, dass schon bei den Stückprüfungen hier und da nicht ganz genau gearbeitet wird. Ich glaube aber es war früher etwas lockerer gesehen und wird heute genauer gemacht.

Ansonsten:
Flugzeuglackierung: 5 - 10 kg

Breitreifen machen auch recht viel Unterschied aus, vielleicht 5kg zusammen.

Kunststoffteile sind im Sommer leichter, weil im Winter Wasser hinein diffundiert.

Hast Du Sitzpolster und Headsets rausgenommen?

Türen sind oft auch nicht im Herstellerleergewicht enthalten. Man braucht sie ja nicht unbedingt...
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powerandpitch
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Beitrag von powerandpitch » Di 1. Apr 2014, 06:58

Warum übernimmt man nicht die Bauvorgaben aus dem KFZ-Bereich?

Pro Sitzplatz mind. 75 KG und gewogen wird bei halb vollem Tank, inkl. aller zum Betrieb erforderlichen Flüssigkeiten.

Aber nein, hier bekommt man vom Hersteller eine Kiste hingestellt, die schon mit vollem Tank, Headsets und den beiden Furzkissen unterm Hintern überladen ist.

Wie stellen sich die Konstrukteure das denn vor? Den 80 Liter Tank mit 15 Litern füllen und auf dem Sitzplatz rechts neben einem die mit Helium gefüllte Beate-Uhse-Puppe?

Oder stammen die ursprünglichen Konstruktionsausschreibungen aus Äthiopien?
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Beitrag von quax2000 » Di 1. Apr 2014, 07:35

powerandpitch hat geschrieben:Oder stammen die ursprünglichen Konstruktionsausschreibungen aus Äthiopien?
Die ursprüngliche Vorgabe für Ultraleichtflugzeuge war mal 150 Kg Gerätegewicht. Und danach ist z.B. ein Kiebitz zugelassen worden. Auch das MTOW hat sich von 400 Kg auf 472,5 Kg hochgeschaukelt.
Noch extremer ist es übrigens bei Modellflugzeugen. Da gab es mal eine Grenze bei 5 Kg. Mittlerweile sind "Modelle" bis 150 Kg unterwegs. Die wiegen mehr als ein UL der 120 Kg Klasse.

Gruß Reinhard

P.S. Vor einer Weile war die private Fliegerei in Deutschland (und ich meine die BRD) schlicht verboten...
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juergen_d
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Beitrag von juergen_d » Di 1. Apr 2014, 08:21

Moin zusammen,

mehr MTOW bringt doch auch nichts. Es würde nicht die Zuladung steigen, sondern nur die Ausrüstung.

Ich habe hier einen interessanten Thread über Wasseraufnahme von GfK gefunden. Demnach sollte mein Flieger durch Feuchtigkeit in der Halle im Winter wohl höchstens 1 kg schwerer werden. Sitzpolster habe ich keine, die Headsets waren drin, ok. Aber ohne die kann ich sowieso nicht fliegen.

Die Türen sind tatsächlich Zubehör, siehe Eingangspost. Schon krass! Ich habe am Hauptfahrwerk 13x5.00-6er Reifen drauf, statt den 3,5x6 oder 4x6 laut Handbuch. Macht das gleich 5 Kilo aus?

Bleibt noch der Lack. Das wird wohl ein Autolackierer-Spezl von irgend einem Vorbesitzer gemacht haben, klassisch mit Grundierung und Lackierung, evtl. dann noch Klarlack... Also die 5 - 10 kg glaube ich gerne.

Übrigens steht im Handbuch auch das Mindestgewicht laut Hersteller: 175 kg. Das wird dann aber ohne Anlasser, Batterie, Generator, Rettung, Türen, Funk, mit Mindestinstrumentierung (Fahrt, Höhe, Kompass) und Helium in den Reifen sein. Andererseits schreibt der Musterbetreuer was von gemessenen 222 kg inkl. Rettung. Da frag ich mich auch, wo die 47 mehr-kg herkommen.

Ei, ei, ei. Nichts ist wohl mehr gelogen als das Gewicht vom UL.

Gruß, Jürgen
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Beitrag von Fiedler R. » Di 1. Apr 2014, 08:38

hallo,
im "120er-Teil" Stichwort: "Glauben, Wasserdicht", wurde immer erwischt".
Da bleibt nur noch: aufhören.
mfG
Rudolf
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Beitrag von dsommerfeld » Di 1. Apr 2014, 08:45

juergen_d hat geschrieben: Ei, ei, ei. Nichts ist wohl mehr gelogen als das Gewicht vom UL.

Gruß, Jürgen
Das ist der eigentliche Beweis das ULs weiblich sind.

LG
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powerandpitch
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Beitrag von powerandpitch » Di 1. Apr 2014, 09:16

Also, wenn der Vogel von einem Autolackierer übergeduscht worden ist, dann können die 5 - 10 kg auch ganz schön mutig angesetzt worden sein.

Von meinem GFK-Renner habe ich vor 20 Jahren mal die Spachtel, Füller, Farb- und Decklackschichten runtergerissen. Nach der Neulackierung war der Bomber plötzlich knappe 50 kg leichter und ich hatte zwei Mörtelkübel voll Sondermüll zu entsorgen. :shock:

Die Arbeiten hatte zuvor ein Profi beim Vorbesitzer erledigt.

Oberflächenbeschichtungen können also ganz schön wiegen. Leider kann man beim Flieger die Schichtstärken nicht so ohne weiteres ermitteln
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Beitrag von juergen_d » Di 1. Apr 2014, 10:13

Ich vermute mal, dass er nicht viel gespachtelt hat, weiß es aber nicht. Wie hast du den Lack von dem Gfk-Renner runterbekommen? Hatte der ein eingefärbtes Gelcoat als Oberfläche?
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Beitrag von Timpilot » Di 1. Apr 2014, 10:40

juergen_d hat geschrieben:Ich vermute mal, dass er nicht viel gespachtelt hat, weiß es aber nicht. Wie hast du den Lack von dem Gfk-Renner runterbekommen? Hatte der ein eingefärbtes Gelcoat als Oberfläche?
Der Lack (Grundierung und Decklack) hat ja in der Regel eine andere Farbe als das Laminat (CFK = schwarz/ GFK = grünlichtransparent/ AFK = gelb) und auch wegen der Struktur des Laminates merkt man das schon rechtzeitig, wenn man sich da vorsichtig "heranschleift". Man muss es aber vorsichtig machen.
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Beitrag von juergen_d » Di 1. Apr 2014, 10:46

Hallo Tim,

der Stotch hat normalerweise eine weisse Gelcoat-Oberfläche (ist also schon "in der Form" lackiert). Darauf wurde nachträglich das Rot lackiert. Es gibt in den Unterlagen einige "Designvorschläge" für den Flieger (grausam :evil: ). Eigentlich möchte ich nur den roten Lack mit Grundierung (falls Vorhanden) runter bekommen, ohne die ursprüngliche Deckschicht zu verletzen. Schleifen ist mir bei ca. 40 qm zu viel 8)

Gruß, Jürgen
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Beitrag von Timpilot » Di 1. Apr 2014, 10:51

juergen_d hat geschrieben:Hallo Tim,... Schleifen ist mir bei ca. 40 qm zu viel 8)

Gruß, Jürgen
Hmm... bei allen chemischen Lösungen hätte ich Sorge, dass es kurz- oder langfristig das GFK schädigt. Ich kenne aus der Segelflugzeugwartung nur das Schleifen (geht ja auch mit Maschinen vorsichtig).
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Beitrag von powerandpitch » Di 1. Apr 2014, 11:09

Damals habe ich mir eine Woche lang einen Wolf geschliffen. Zuerst mit einer Körnung, die einer Gehwegplatte gleichkommt, bis die erste Füllerschicht oberhalb des Gelcoats zum Vorschein gekommen ist. Diese habe ich dann mit deutlich feineren Schleifmitteln runtergejödelt.

Anders bekommt man das Zeugs sehr wahrscheinlich nicht runter?

Das sind die Momente, wo man bedauert, dass die Sklavenhaltung schon vor Jahren abgeschafft worden ist.

Wenn es Dir nur ums Gewicht geht, dann würde ich erst einmal untersuchen, wieviel Farbe überhaupt drauf ist? Evtl. gibt es dann noch andere Dinge, die man erleichtern kann?
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Beitrag von juergen_d » Di 1. Apr 2014, 19:50

Hallo,

ich hab mir gerade die Cowling vorgenommen. Innen waren so zu staub zerfallene Schaumgummimatten drin, die habe ich entfernt und das ganze Ding von innen mal richtig sauber gemacht. Schon 184 g leichter :twisted:

Bild

Blöd: Von innen sieht man kleine, rote, feine Kreise. Da hat der Lackierer fein durch die weiße Harzdeckschicht geschliffen. Beim Lackieren hat sich dann die rote Farbe reingesetzt. Gelcoat ist also kaputtgeschliffen :(

Von der Oberseite habe ich dann ein Bröckel Lack abgebrochen:

Bild

Ganz schön dick. Ich habe mal überschlagen: Die Cowling (Oberseite) hat ca. 0,5 qm. Bei 0,4 mm Schichtdicke kommen da ca. 200 ml ausgehärtete Farbe zusammen. Leider findet man keine Dichte für ausgehärteten Lack. Der Versuch hat jedoch eine Dichte > 1 g/ml ergeben. Also sind auf der Cowling mindestens 200 g Lack drauf.

Wenn ich das hochrechne(400 g/qm), dann sind auf dem Flieger mit ca. 48 qm lackierter Fläche ungefähr 19 kg Lack drauf: 255 kg - 19 kg = 236 kg. Jetzt sind wir in dem Bereich des früheren Wägeberichts.

Weia, was tu ich mir da wieder an...

Gruß, Jürgen
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Beitrag von seehund » Di 1. Apr 2014, 21:05

Und dann kommt noch dazu, das GFK-Flieger wegen der nachlassenden Festigkeit des Materials bei Erwärmung eigentlich weiß oder gelb sein sollten...

Gruß

Thomas
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