Mein Storch hat Übergewicht

aerodynamisch gesteuerte ULs

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stöpsl
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Beitrag von stöpsl » Do 3. Apr 2014, 10:18

juergen_d hat geschrieben:* Man kann den Storch bei Fyl Synthesis in jeder Farbe kaufen, Hauptsache sie ist weiß
* Flyjim hier aus dem Forum hat einen nicht nachträglich lackierten (weißen) Storch mit 236 kg im Wägebericht
* 40 qm mit einer vorsichtig geschätzten mittleren Schichtdicke von 0.2 mm ergeben 10 L ausgehärteten Lack
* ausgehärteter Lack hat eine Dichte von > 1 kg/L

Edgar, ich glaube nicht, dass nur rot vom Auskreiden betroffen ist. Ich hatte mal einen babyblauen NSU Prinz, der gekreidet wie sau. Da konnte man schon mit dem Finger drauf schreiben. Und der gelbe Golf hat genau so gekreidet. Der rote Manta allerdings auch ;)
Lieber Jürgen,
Deine Rechnung ist zwar richtig, aber:
Wenn du von einer "Trockenschichtdicke" von 200 my ausgegehst, liegst du in jedem Fall im überbeschichteten Bereich. Bei einer mittleren Schichtdicke eines 2-K Lackes (ohne Grundierung) geht man von 80-120my aus. (Bei ligenden Flächen kann es geringfügig mehr sein) Kannst also Deine 10 Kg halbieren, das liegt dann in etwa in einem akzeptablen Bereich. Wenn der Lackierer ahnungslos drauf los ballert, können tatsächlich gemurkste 200my zusammenkommen. Aber ich kenne keinen, der sein teures Material sinnlos derart verschleudert.

Zur Frage mit dem Auskreiden: Rot neigt, wie du festgestellt hast am stärksten zum Kreiden, gefolgt von blau und grün. Beim Kreiden werden die Pigmente von der UV Strahlung zerstört. Abhilfe schafft das Lackieren mit Basislack und UV Schutz Klarlack. Fast jeder Klarlack hat UV schützende Eigenschaften, die teuren mehr, die billigen meist weniger. Vom Gewicht mach das kaum einen Unterschied. Der Basislack ist eine sehr dünne Brühe, bei der nur die Pigmente liegen bleiben und alle Lösemittel verdunsten. Härterzugabe ist nicht nötig. Ich empfehle jedenfalls die Anwendung von 2 Schicht lacken gerade bei Flugzeugen. Das wird in der Zwischenzeit sogar von Airbus auch so gemacht.
Gruß
Stefan
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powerandpitch
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Beitrag von powerandpitch » Do 3. Apr 2014, 10:45

Moin Stefan,

ein Plastikflugzeug habe ich zwar noch nicht von einem Profilacker lackieren lassen, jedoch fahre ich seit gut 30 Jahren Kitcars aus GFK.

Was dort "aufzementiert" wird spottet jeder Beschreibung. Der Materialpreis scheint dabei eine untergeordnete Rolle zu spielen, weil man eh unverschämte Preise bei einem Plastikauto aufruft (5 Mille aufwärts). Beim Flugzeug dürfte es ähnlich sein.

Vermutlich ist der Rot lackierte Storch deutlich glatter, als sein werkslackierter Kollege? Wenn man dem Spritzpistolenmeister nicht ganz oben ins Lastenheft pinselt, dass er absolut auf das Gewicht zu achten hat, dann wird, haftvermittelt, grundiert, gefüllert, zwischengespachtelt, spritzgespachtelt, lackiert, klargelackt und weiß der Deibel, was sonst noch alles draufgeblasen und teils wieder abgeschliffen.

Der Lacksplitter, den Jürgen eingangs fotografiert hat, ist für diese Erscheinung symptomatisch. Es mögen vielleicht nicht alle Lackierer so arbeiten, nur leider haben die wenigsten von Ihnen tiefgreifende Erfahrungen mit GFK Rümpfen / Karossen und wenn sie ein optisch schönes Ergebnis abliefern wollen, dann kommt so etwas dabei heraus.

Daher glaube ich, dass noch deutlich mehr, als die genannten 10 kg zusätzlich hinzugekommen sind.

Gruß

Edgar
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juergen_d
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Beitrag von juergen_d » Do 3. Apr 2014, 11:23

Hallo Stefan,

ich glaube nicht, dass hier ein Flugzeuglackierer am Werk war. Ich hab in meiner Bildersammlung gesucht und zwei beispielhafte Nieten gefunden.

Die Erste ist am Höhenleitwerksträger. Dort wurde nur ein Hauch Lack hingeblasen, so dass gerade eine deckende Beschichtung zustande gekommen ist. Die Schichticke dürfte wohl so um die 50 µm betragen, der Nietenkopf ist sehr deutlich zu erkennen:

Bild


Das zweite Beispiel ist von der Unterseite der Tragfläche, eine Vernietung des Tanks mit der Flügelhaut. Schön zu sehen, wie sehr der Nietenkopf vom Lack geradezu zugeschwemmt wurde. Der Rand der Niete ist nicht mehr zu erkennen. Wie hoch schätzt du die Schichtdicke ein?

Bild

Aber ich will nicht trotzig sein, ich werde mal von diversen Stellen Lackproben entnehmen und die Schichtdicken messen. Als Messmittel dient der oben schon gezeigte Meßschieber von Mitutoyo, der laut Vermessungsprotokoll +/- 3/100 mm falsch geht.

Gruß, Jürgen
stöpsl
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Kitcar VS Flugzeug

Beitrag von stöpsl » Do 3. Apr 2014, 11:32

Mein lieber Egdar,
das glaube ich dir, dass an Citcars gespachtelt und darufgeschüttet wird, was das Zeug hält. Allerding darfst du ein KItcar aus GFK nicht mit der Qualität eines Flugzeugrumpfes vergleichen. Wenn meine Leute GFK Fahrzeugteile zum Lackieren vorbereiten, sind die in der tat ohne Ende in alle Richtungen verformt und müssen erst mal mit den von dir genannten Hilfmitteln, zwar nicht in der Reihenfolge, in eine ansehliche Form gebracht werden.
Ichhabe zwar noch kein GFK Flugzeug komplett lackiert, aber schon oft genug bei oder teillackiert. Diese Oberflächen sind nicht mit Autogelumpe zu vergleichen.
Und dass die wenigsten Autolackierer über LFZ speziell Ultraleichflugzeuge bescheid wissen, damit hast du vollkommen recht. Da wird meist an Reoarierten Laminatteilen tatsächlich das aus dem Autobereich bekannte schwere Material aufgetragen, weil man es halt kennt. Es geht auch anders.
Min persönlicher rekord lag bei einer Neulackierung eins kompletten Segelflugzeuges, das nach meiner Arbeit ganze 6 KG leichter war als vorher. Man muss nur wollen und genug initiative zeigen und vor allem Ahnung von dem haben was man macht. Ich bin gerne bereit jedem Hilfestellung und Tips zu geben, um eine ordentliche Lackierung mit mindestens gleichem Gewicht zu ermöglichen. Bei bespannten Teilen habe allerdings auch ich meine Grenzen. Der Aufwand, den Altlack zu entfernen steht in keinem Verhältniss zur Neubespannung.
Wenn Du mal eine meiner Lackierungen ansehen Wills, in Jesenwang steht die D-XXMP (Cessna 172) oder derzeit noch eine unfertige C 150 in Zweischicht Mehrfarbenlackierung, die schon länger auf den Zusammenbau wartet.
Grüßle
Stefan
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Beitrag von stöpsl » Do 3. Apr 2014, 11:37

.

Die Erste ist am Höhenleitwerksträger. Dort wurde nur ein Hauch Lack hingeblasen, so dass gerade eine deckende Beschichtung zustande gekommen ist. Die Schichticke dürfte wohl so um die 50 µm betragen, der Nietenkopf ist sehr deutlich zu erkennen:

Und hat trotzdem gedeckt!!! WArum so viel mehr auftragen. Sieht übrigens eher nach 30-40my aus.


Das zweite Beispiel ist von der Unterseite der Tragfläche, eine Vernietung des Tanks mit der Flügelhaut. Schön zu sehen, wie sehr der Nietenkopf vom Lack geradezu zugeschwemmt wurde. Der Rand der Niete ist nicht mehr zu erkennen. Wie hoch schätzt du die Schichtdicke ein?

Das geht gar nicht



Aber ich will nicht trotzig sein, ich werde mal von diversen Stellen Lackproben entnehmen und die Schichtdicken messen. Als Messmittel dient der oben schon gezeigte Meßschieber von Mitutoyo, der laut Vermessungsprotokoll +/- 3/100 mm falsch geht.

Na ja, Lackschichdicken werden mit einem anderen Messgerät gemessen, ist aber ein grober Anhaltspunkt. Meins ist leider im A..., sonst hätte ich bei dir mal gemessen.

Würds mir gerne mal ansehen, was noch zu retten ist.

Schick mir mal eine PN
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powerandpitch
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Beitrag von powerandpitch » Do 3. Apr 2014, 13:28

Moin Stefan,

als Lackierer mit richtiger GFK-Erfahrung bist Du die goldene Ausnahme. Bei uns in der Kitcar-IG gehen viele schon zu Bootswerften bzw. den Lackierern, mit denen diese zusammenarbeiten. Am Auto ist zwar viel lackiertes Plastik vorhanden, trotzdem tut sich Deine Zunft mit dem Material sehr schwer.

Beim zur Rede stehenden Storch weiß man auch nicht, unter welchen Bedingungen die Lackierung zu Stande gekommen ist und welcher finanzielle Rahmen dabei zur Verfügung gestanden hat.

Jedenfalls bin ich auf den Arsch gefallen, als ich gehört habe, was die Neulackierung unserer Vereins Cessna 172 gekostet hat. Dabei war die De- und Remontage des Vogels noch nicht einmal berücksichtigt.

Gruß

Edgar
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Beitrag von stöpsl » Do 3. Apr 2014, 15:28

Jedenfalls bin ich auf den Arsch gefallen, als ich gehört habe, was die Neulackierung unserer Vereins Cessna 172 gekostet hat. Dabei war die De- und Remontage des Vogels noch nicht einmal berücksichtigt.

Bei einer Neulackierung einer Cessna kommt, wenns ordentlich gemacht wird, die gesamten Montagearbeiten und die Beizerei hinzu. Das ist eine sprichwärtlich ätzende Arbeit und dauert mit den neuen VOC Conformen gelumpe ewig. Ich hatte zwar gute mittel, benötigte aber auch rund 4-5 Tage, bis alles ordentlich entlackt war. Da ist das eigentliche Lackieren eher Formsache. Soweit ich weiss, kostet bei Konbrecht eine 172 all inkl. um die 15.000,-€ + Steuer. Da wird aber auch sehr ordentlich gearbeitet. Ich kenne selbst einige Maschinen, die dort lackiert wurden und die sind erste Sahne. Qualität hat eben seinen Preis.
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Beitrag von juergen_d » Fr 4. Apr 2014, 07:17

Sodele, ich habe jetzt mal angefangen, die Cowling abzubeizen. Ich habe dazu eine ältere Dose Baumarktabbeizer, der funktioniert so halbwegs. Interessant, was da für ein Lackaufbau zum Vorschein kommt:

- oberste Lackschicht rot, wohl Sprühdosenlackierung
- dann wieder rot, mit relativ vielen Staubeinschlüssen
- dann eine dicke Schicht weiß
- dann wieder hauchdünn rot
- und ganz unten eine dünne Schicht weiß

Die unterste Schicht ist direkt auf dem blanken GfK. Ich gehe davon aus, dass es keine eingefärbte Gelcoat-Schicht gibt. Das Laminat glänzt schön, es schein nicht angeschliffen worden zu sein, auch für die allererste Farbschicht nicht.

Gruß, Jürgen
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Beitrag von powerandpitch » Fr 4. Apr 2014, 07:28

Pass auf beim anschleifen. Einer unserer GFK-Spezies aus der IG meinte mal, dass man auf gar keinen Fall nass schleifen darf. Man würde sich damit später die "Blasenpest" an den Hals holen.
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Beitrag von homebuilder » Fr 4. Apr 2014, 09:27

Hallo jueren_d :D
bei so vielen Lackschichten kam der Gedanke bei mir auf,
ob Dein Storch nicht vielleicht einmal einen Unfall gehabt hat.

Einen schönen Gruß
homebuilder :D
Nichts auf der Welt ist schwierig :wink: es sind unsere Gedanken, welche den Dingen diesen Anschein geben.
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Beitrag von juergen_d » So 6. Apr 2014, 20:35

Also bei dem Motordeckel habe ich den Lack fast komplett runter. Es waren doch ein paar Schichten mehr. In der Reihenfolge von innen nach außen

- weiß, original
- rot
- grau, Grundierung
- beige, (Spritz-) Spachtel
- teilweise dunkelgraue Grundierung
- grau, Grundierung
- rot
- rot, Reparatur aus Sprühdose

Es gibt zei drei kleine Abplatzer im Laminat, aber sonst keine Beschädigungen. Ein Unfall ist also nicht die Ursache für die vielen Lackschichten. Jedenfalls nicht an der Motorhaube.

Gruß, Jürgen
Mowa
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Beitrag von Mowa » Mo 7. Apr 2014, 07:34

Hi Jürgen,

Das ist ja echt abenteuerlich. Was wog denn die Cowling vor und jetzt nach der Lackentfernung?

BTW: mein Storch wog 239kg. 503 ohne Klappflächen und ohne viel Extras.

Beste Grüße,
Olli
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Beitrag von juergen_d » Mo 7. Apr 2014, 07:50

Hallo Olli,

ich bin noch nicht ganz fertig, aber habe trotzdem mal gewogen:

- vor der ganzen Aktion, also wie vom Flieger runter genommen: 1278 g
- nach der Entfernung der Matten und Reinigung: 1094 g
- nach Abbeizen/-schleifen (95% done): 662 g

Neue Lackierung und Camlocks bringen sicherlich wieder etwas drauf. Mal sehen. Es waren also ca. 430 g Lack auf dem halben Quadratmeter :evil:

Gruß, Jürgen
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dekobein
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Beitrag von dekobein » Mo 7. Apr 2014, 19:06

juergen_d hat geschrieben: Es waren also ca. 430 g Lack auf dem halben Quadratmeter :evil:
Vielleicht war die Mühle hecklastig... *duckundwech* :P
Nichtraucher sterben gesünder.
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Beitrag von juergen_d » Di 8. Apr 2014, 05:29

dekobein hat geschrieben:Vielleicht war die Mühle hecklastig... *duckundwech* :P
*schleiferschmeiß* :wink:
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