Ein Tag in Stephan's Leben

Unheimliche Fliegergeschichten, allerlei Lustiges und sonstige Merkwürdigkeiten

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Stephan
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Ein Tag in Stephan's Leben

Beitrag von Stephan » Mo 29. Jan 2007, 19:26

Hier noch eine etwas ältere Geschichte die einige von Euch vielleicht schonmal bei Sven's Ueberlandfliegen gelesen haben. War eine Antwort auf Achim's Anspielung ob ich etwa brav geworden wäre weil ich wohl mal was vernünftiges geschrieben hatte. :-)

Na gut. Dann muss ich Euch eben jetzt die ganze Wahrheit über mich sagen. Jeden Morgen wenn ich aufwache, kippe ich mir erst mal ein Gläschen Rhum hinter die Binde damit die Augen wieder den Löchern gegenübersitzen. Dann schwanke ich eierkratzend über die Terrasse in den Garten und stelle eine Stange Rhum vom Vortag an die Bananenstaude. Anschliessend sehe ich in Richtung Berge um nach Wolken und Wind Ausschau zu halten und in meinen Geldbeutel. Dies ist jeden Tag der entscheidende Augenblick: Arbeiten um Geld für Sprit zu verdienen oder Fliegen gehn. Nehmen wir an es liegen noch so 20 Euro drin. Kanister einpacken, an der Tanke vollmachen und ab auf'n Platz. Halle auf, Sprit rein, gucken ob noch ein Bierchen im Kühlschrank hinter'm Tank steht, Motor an, Walkman an (Black is Black von den Stones hilft mir immer beim Abheben, wenn es morgens schon zuviele Promille sind höre ich lieber Wagner dabei) in den Funk schreien: Delta Fox ist wieder da und weg. Wouh, der Schädel brummt heut wieder. Schnell auf 9000 ft hoch damit mich die frische Luft wachrüttelt. Ab in die Berge: Salazie - über die Hühnerfarm weg - la Roche Ecrite rechts, man da sind schon Wanderer unterwegs, die Spinner, wieso hier 2000 Meter hochkrabbeln wenn man das doch viel einfacher haben kann. So jetzt muss ich aufpassen! Rechts am Taille Bite vorbei oder links? Rechts oder links? Rechts oder ... Scheisse wollte doch eigentlich links vorbei Rechts ist das Loch viel kleiner. 9000? Heute mal wieder 'n bisschen niedrig. Egal Musik lauter und wird schon passen. Jouh drüber weg. Merde was das? - 7 auf'm Vario bei Vollgas? Hoffentlich komme ich da schnell wieder raus. Hat mal wieder geklappt, hicks.
Booar, beutelt das hier in Mafate wieder. Wo ist mein Knüppel, ha ha hab' ich Dich wieder. Wieso stürze ich ab? Ach ja wieder an den Gashebel gekommen.
Jetzt brauch ich erstmal 'n Schluck. Wenigstens der Kühlschrank funktioniert. Der Fusel ist frisch. Miam schon besser. Ah sehe schon die Westküste. Im Funk höre ich schon Babette quietschen: "Alfa Papa 4000 Maido in Richtung Cilaos." "Hallo Maus wann kommst Du zurück? Brauche was von Deiner Botanik." "Hi Stef, wenn Du ankommst mach den Kaffee heiss, halbe Stunde liefere ich meinen Touri wieder ab. Hab' dir heute morgen was Feines geerntet, hoffentlich hast Dein Pfeifchen dabei." "Heh Mädchen alle beide immer dabei, ha ha ha, bis gleich"
So nun muss ich mein Fläschchen langsam wieder einpacken. Kann sein dass die Bullen mit ihrem Quirl auch schon an der Kaffeemaschine stehen.
"Jep, ihr verpennten Hasen, macht Platz da, Delta Fox muss runter, mein Motor steht schon seit einer Viertelstunde aus Durstgründen." " Hi Stephan, schon wieder nur 20 Euros getankt? Ich sag's Dir gleich ich leih dir nix mehr."
"Hi Alain, auch schon wach? Kannst ma Dei'm Flugschüler sagen dass er sein Geraffel von der Piste schubst? Hab noch 800 ft unter mir und Du kennst doch mein Bügeleisen."
Endlich glücklich bei den Freunden im Westen angekommen muss ich erst wieder irgendwas reparieren um Sprit für den Rückflug zu bekommen.
Babette bringt mir endlich etwas Organisches zum Rauchen und es ist jetzt fast Mittag. Zeit für die Siesta. Bis 16 Uhr ist eh zuviel Wind also genausogut mit den Mädels vom Flugfeld an den Strand gehen und sich ein bisschen ausruhen.
Lässt sich niemals durch den Amtsschimmel vom Himmel holen...
Stephan
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Beitrag von Stephan » Mo 29. Jan 2007, 19:28

suite- da man leider keine längeren Beiträge einstellen kann...

Da ist heute die kleine Neue dabei, frisch aus Kameroun. Einen Körper wie eine Göttin aber eine grosse Klappe wie meine Schwiegermutter. Egal, Walkman über die Ohren und Augen auf.
So, nachdem ich dem Sonnenbrand knapp entgangen bin muss ich langsam an den Heimweg denken. Küsschen überall, ein letztes Tütchen und einen letzten Schluck mit den Kumpels und ab; Startbahn 05; ist immer wieder geil übers Meer weg zu starten. Diesmal Küstenweg über Kontrollzone Saint Denis. Mal auf die 118,4 reingehört. Normalerweiser kommt um die Uhrzeit kein Grosstransporter rein, aber man weiss ja nie. Der Towermensch tauscht mit irgendeinem überfliegenden Airliner die letzten Rugbyergebnisse der südafrikanischen Liga aus. Putain, kann kaum noch geradeaus gucken. Eins von den letzten 10 Bierchen war wohl schlecht. Heute melde ich mich besser nicht für den Durchflug an. Käm eh nur Lallerei raus. Schleich ich mich lieber am Berg entlang über die Stadt weg. Stone's Satisfaction im Ohr, freundlich den Golfspielern unten zuwinken und schon bin wieder im Osten. Die Zuckerrohrfabrik links an der Küste; fast zu Hause. Was jetzt schon wieder los? Motor stottert, oder ist das mein Ohr? Sollte wirklich mit der Kifferei aufhören! Sprit ist ausnahmsweise noch ein bisschen drin. Oh shit, Spritleitung halb abgeplatzt. Also Bursche, wach auf, musst wieder mal in den Acker runter. Unten Zuckerrohr ohne Ende. Hektarweise Zuckerrohr!
Soll ich Mayday schreien um vielleicht vom Helikopter profitieren zu können? Nee, die sind immer noch am Sport diskutieren. Will ja nicht unhöflich sein.
Nochmal ordentlich Rülpsen vor'm Aufschlag, Knüppel an den Bauch und ab ins Grüne.
Wieder mal gut gegangen. Nur jetzt muss ich mich durch 4 Meter hohes Zuckerrohr kämpfen bis zur Zivilisation zurück. Nur in welcher Richtung ist die?
Also Kompass ausbauen und immer Richtung Südosten.
Stunden später, es ist natürlich dunkel, komme ich endlich an der Fabrik rausgekrabbelt und schon fast völlig nüchtern. Joel, ein guter Freund und Fliegerkamerad holt mich ab und bringt mich zum Auto zurück. Ohne Kommentar. Ist ja schon das dritte Mal diesen Monat. Merde, morgen muss er wieder mit mir die ganze Zone abklappern um meine Mühle wiederzufinden und da rauszufischen. Alltag halt.
So jetzt aber nach Hause, zwei drei Bierchen und ein letztes Pfeifchen und dann ab in die Hängematte zum wohlverdienten Ruhen.

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Beitrag von busbumde » Mi 31. Jan 2007, 07:40

Stephan beinhaaat,

na ja, kesselt ja auch ordentlich hinter Dir, obwohl: Zweitakter kesseln nicht einmal mit 4 Töpfen, sondern es ist eher so eine Art Snare-Drum, die da Lärm macht.

Gruß Dieter.
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