De Havilland Gipsy Moth

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fliegermarcus
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Beitrag von fliegermarcus » Fr 14. Feb 2014, 06:48

@Uwe:

Hallo Uwe,

soweit ich es mal gerlernt habe, dient das Tempern "nur" dem schnelleren Erreichen der Endfestigkeit. Die Flugzeughersteller wollen Flieger verkaufen, die direkt ab Werk die volle Last aushalten, nicht erst nach Jahren (das Laminat erhält seine Endfestigkeit auch ohne Tempern, aber es dauert halt sehr, sehr lange). Eine bessere Temperaturbeständigkeit wird meines Wissens nicht erreicht.

Viele Grüße
Marcus
angekommen...!
Timpilot
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Beitrag von Timpilot » Fr 14. Feb 2014, 08:32

Habe ich anders gelernt. Man erhöht tatsächlich die Glastemperatur des Harzes und besonders die warmfesten Harze erreichen überhaupt erst brauchbare Festigkeit durch das Tempern.
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homebuilder
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Tempern Faserverbundwerkstoff

Beitrag von homebuilder » Fr 14. Feb 2014, 09:18

Hallo :D
ich sehe das ebenso.

Bei der Aushärtung (Reaktion), vernetzen sich die Moleküle dreidimensional miteinander.
Durch das Tempern erreicht man die Endfestigkeit des Harzes, bis zur abgeschlossenen Aushärtung.
Man könnte auch sagen, wobei sich der Harz nicht mehr bewegen kann.

Einen schönen Gruß
homebuilder :D
Nichts auf der Welt ist schwierig :wink: es sind unsere Gedanken, welche den Dingen diesen Anschein geben.
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fliegermarcus
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Beitrag von fliegermarcus » Fr 14. Feb 2014, 09:58

Hi Tim,

Ich habe mal gegoogelt... Du meinst die Glasübergangstemperatur.

Bei R&G gibt es folgende Aussage (http://www.r-g.de/wiki/Harze:Tempern/Warmh%C3%A4rten) zu finden:

"2.Die Glasübergangstemperatur (Tg) steigt mit einer Warmhärtung an. Bei reiner Härtung bei Raumtemperatur werden 50 - 60 °C erreicht. Nach einer entsprechenden Warmhärtung sind bei speziellen Epoxydharzsystemen (Epoxydharz MP Advanced) bis zu 235 °C möglich."

Es gibt also tatsächlich ganz spezielle warmfeste Harze, die erst nach dem Tempern eine hohe Temperatubeständigkeit erreichen... Verallgemeinern kann man es aber nicht.

Viele Grüße
Marcus
angekommen...!
Timpilot
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Beitrag von Timpilot » Fr 14. Feb 2014, 11:20

Die Harzsysteme sind ja vom Prinzip der Polymerisation ähnlich. Da kann man keine klare Grenze ziehen, zwischen den warmfesten, die nur durch tempern eine bauchbare Festigkeit erzielen und denen, die auch bei Raumtemperatur gehärtet brauchbar sind. Jedes System erreicht nach meinem Kenntnisstand durch Tempern eine höhere Festigkeit, insbesondere bei hohen Temperaturen.
Strukturteile in Composite mit weißen Flugzeugoberflächen müssen bis 54°C nachgewiesen werden. Wenn nun genau dort schon die Glasübergangstemp. liegt wäre das blöd.
Bei Remos Aircraft haben wir Bauteile nach dem Einlegen in die Laminierform direkt in einen Härteraum mit ca. 40°C gebracht. Das war um Zeit zu gewinnen und viele Flugzeuge zu bauen. Nach dem Aushärten kam der Rohbau erst nach dem Beschneiden und Verkleben der Teile zu echten Bauteilen des Flugzeugs in die Temperkammer und wurde bei 60- 80°C über Stunden getempert. Dadurch sollte die Festigkeit erhöht werden. Das Harzsystem war eins das als Raumtemp.-härtend gehandelt wird.
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TDC
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Beitrag von TDC » Fr 14. Feb 2014, 20:00

Da ich selbst ja auch mit epoxi baue, hier noch meine 5 cent zu dem Thema:

Wir sind uns ja alle mehr oder weniger einig, das Flugzeuge nicht mit
riesen-Sicherheitszuschlägen gebaut werden können, weil sie sonst
einfach zu schwer werden.
Wir bauen also relativ nahe an der Grenze des Materials.

Das gilt natürlich auch für die Klebungen.
Kann man sich da "Trial and Error" erlauben? Ich denke nicht.

Der Selbstbauer tut also gut daran, Harze mit geprüften Eigenschaften zu
wählen, die zudem aus einem sicheren, stabilen, überwachten
Herstellungsprozess stammen.
Nun gibt es Harze mit "Luftfahrtzulassung". Die sind eine gute Wahl, denn
sie stammen aus einem Prozess wie oben genannt - sind deswegen aber
etwas teurer als gemeine "Feld-Wald-und-Wiesen-Harze".

Schaut man jetzt z. B. bei R-und-G in den Katalog findet man mehrere
"LBA-zugelassene" Harze und alle haben tolle Festigkeitswerte. (Kommen
im Übrigen alle von der Fa. Momentive, ein absoluter Welt-Chemieriese)

Ich empfehle hier mal den Blick ins jeweilige Produktdatenblatt!

Dann wird nämlich ganz schnell klar: Wenn man ohne Tempern
auskommen will gibt es nur eine einzige Wahl!
--> L285 mit Härter285 (kurz)

Und selbst damit werden nur Einsatztemperaturen von -60 °C bis +50 °C
erreicht. Also nicht zu lange in der Sonne stehen lassen den Vogel, sonst
lässt er die Flitten hängen.

Alles Andere erreicht ohne Tempern keine aureichende Festigkeit bzw.
Temperaturfestigkeit. Selbst L285 mit Härter 286(mittel) ist eigentlich
schon nicht mehr akzeptabel.

Und Tempern ist keine triviale Angelegenheit.
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Uwe Seimetz
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Beitrag von Uwe Seimetz » Fr 14. Feb 2014, 21:12

Genau aus dem Grund habe ich alle tragenden Teile wie Holme, Ruder usw. Stabisator und Rumpfstruktur mit Aerodux verleimt. Aber bevor jetzt alle panisch werden, Holz ist ein sehr schlechter Wärmeleiter, bis da die Temperatur richtig in die Tiefe kommt bedarf schon einiges und längere Zeit.

Die Amis sind ja bekanntlich ziemlich schmerzfrei, in Oshkosh habe ich mal auf eine metallicdunkelblau lackierte Falco gefasst, die war so heiß daß ich meine Hand nicht darauflegen konnte. Es war über 40°C draußen. Auf meine Frage mit was sie geklebt sei, kam die Antwort System West 105, und ob er keine Bedenken wegen der Temperatur hätte, kam nur lapidar "works very well"
Übrigens ist sie tatächlich nicht auseinandergefallen. Bin der Meinung nach den 3 Tagen in der Sonne war sie auch getempert, wenn auch nicht im Sinne eines Bürokraten.

Uwe
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Beitrag von Olympic1911 » Sa 15. Feb 2014, 06:27

Vielen Dank für eure interessanten Beiträge :)

Ich experimentiere in den letzten Tagen verstärkt mit Harz 385 und Härter 386. Ich meine mich daran erinnern zu können, dass man mir damals sagte, dass es 285/285 nicht mehr geben würde und die Kombination mit der ich arbeite sogar noch besser sei.
Es ist natürlich bekannt, dass das Harz so dünnflüssig ist, dass es aus der Klebestelle herausläuft und es vorkommen kann dass bis dass es gehärtet ist nichts mehr in der Klebestelle verblieben ist. Ich muss zugeben, dass ich mit angedicktem Harz (Baumwollflocken) klar die schlechtesten Ergebnisse erreicht habe. Ich habe Muster gemacht mit angerauhter Oberfläche und auch mit gehobelter Oberfläche, Teile gepresst und auch ungepresst härten lassen (dies hat noch keine erkennbaren Unterschiede gebracht).
In EAA Aircraft Building Tecniques Wood wird man sogar vom Anrauhen der Oberflächen abgeraten (je glatter umso besser), Jacobs und Lück dagegen sind starke Befürworter dafür. Als ich noch mit Aerodux gearbeitet habe wurden die Teile immer kräftig gerauht, was m.E. die Klebekraft noch unterstützte. Ich glaube bei Harze ist dies nicht unbedingt so erforderlich, da das Material auch so in den Poren zieht.
Ich bin mit dem Besitzer des Gipsy Major Maschine am "mailen" und mir wurde gesagt, dass es keinerlei Papiere zu dem Motor gibt, auch kein Logbuch. Da er jedoch Händler ist, würde ich einen vernünftigen Kaufvertrag bekommen. Der Motor ist noch in der originalen Kiste von De Havilland. Was ist eure Meinung hierzu?

Gruß
Peter
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Gestern L285 und H285 von R&G bekommen

Beitrag von alexappel » Sa 15. Feb 2014, 14:43

Hallo Peter,

Ich habe gestern meine Bestellung von R&G mit dem
L285 und H285 von R&G bekommen.

Ich pappe damit momentan meine zweite ASSO V ( also die Beplankung auf die Rippen ) zusammen.
Den Harzansatz mit Glasbubbles zum Kleber gemacht, dann klapts auch wenns mal nicht so genau passt.
Das Harz kann ganz normal bei R&G bestellt werden, wenns sein muss auch im 10 KG Kanister oder so.

Die tragenden Teile, so wie Holm, Rumpf und Rippen habe ich mit T88 geklebt.

Zu Thema Allergie: Ich habe auch einen Turboausschlag bekommen und zwar vom Epoxi L mit Härter L oder was da sonst noch passt.

Grund waren die Handschuhe, weil nur Nitrilhandschuhe halten den Härter zuverlässig von der Haut fern. Neue Handschuhe und alles ist gut.

Tragende Teile mit 285 er würde ich auf alle Fälle tempern, evtl in einer Lakierkammer oder so.

Ich hatte mit 100 mm Styroporplatten und 3 Heizlüftersätzen mit Thermometersteckdosen vom Conrad etwa 65 Grad geschafft, natürlich immer nur einzelne Teile.

Tempern schon deswegen weil das Harz bei ca 40 Grad seine Sprödigkeit verliert.

Grüße

Alex

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Uwe Seimetz
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Beitrag von Uwe Seimetz » Sa 15. Feb 2014, 15:04

Ich verstehe den ganze Hype von wegen Festigfkeit nicht.
Epoxi hat zw. 5-20 x soviel Festigkeit wie Aerodux, da sind 90% der Endfestigkeit immer noch viel mehr als Aerodux hergibt. Aber das Holz selbst hält ja noch nicht einmal die Festigkeit von Aerodux. Voraussetzung ist natürlich eine ordnungsgemäße Vorbereitung, Verarbeitung, Schäftung und Fugendicken. Da wollen wir noch nicht mal von den früheren Kaseinleimen reden, die ja auch immer noch erlaubt sind, wenigstens in der Restauration. Aerodux und Kasein mögen sich bekanntlich nicht, bleibt dann nur Kasein. Kasein ist ja noch nicht mal richtig wasserfest.
Wie schon beschrieben, ist die Temperaturfestigkeit viiieel wichtiger.

Alex, ich weiß nicht ob die Glasbubbles das Wahre für die Verdickung als Kleber sind, ich ziehe da wie Peter die Baumwollflocken vor. Als Spachtelmasse ja, immer.

Peter, meiner Meinung nach sind die Flocken keine Schwächung für das Harz, im Gegenteil, es sind wenn auch kleine, Fasern, die doch länger sind als die Molekülketten der Harzes und somit eine zusätzliche Vernetzung bilden. Auch die Sprödigkeit ses Harzes nimmt ab.

Ich habe immer beide Flächen mit ungedicktem Harz eingestrichen (getränkt) bis es nicht mehr wegsaugt und dann eine Wurst aus Mumpe darüber gelegt, Das hat stets eine wunderbare Verklebung ergeben.

Etwas verschmiert innendrin, aber es ist echt ein Spagat das alles alleine zu machen.
Das andere Bild zeigt den Beuleneffekt des Aerodux. Nicht schlimm, aber auch nicht schön, auf der Außenhaut bedeutet das viel Spachtelmasse (Gewicht) oder so lassen (doof)

BildBild

Uwe
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Beitrag von alexappel » Sa 15. Feb 2014, 18:16

Hallo Uwe,

ja da gebe ich Dir Recht, allerdings für diese Sperrholzankleberei gehts, ich habs mal versucht und der Harz / Bubblesansatz ist fester als die Verklebung der Birkensperrholzschichten da reisst das Sperrholz ab, natürlich vorher mit Harz primern nicht vergessen.

Man darf natürlich nicht so viel Bubbles reinrühren wie in nen Spachtel.

Für was Anderes würde ich es auch nicht nehemen, ausser als Spachtel natürlich.

Grüße

Alex

PS: hast Du eigentlich mal wieder ein paar Bilder von deinem Bau wo hochgeladen? Neugierde !
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Cobra Uwe
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Beitrag von Cobra Uwe » Sa 15. Feb 2014, 18:50

Olympic1911 hat geschrieben: Ich bin mit dem Besitzer des Gipsy Major Maschine am "mailen" und mir wurde gesagt, dass es keinerlei Papiere zu dem Motor gibt, auch kein Logbuch. Da er jedoch Händler ist, würde ich einen vernünftigen Kaufvertrag bekommen. Der Motor ist noch in der originalen Kiste von De Havilland. Was ist eure Meinung hierzu?

Gruß
Peter
Das der Motor in der original Kiste ist und der Verkäufer ein Händler, hat nichts zu sagen.
Wo wird der Motor verkauft?
Wenn Du herausbekommst ob und wenn wo er eingebaut war, bekommst Du auch die History raus.

Gruß UWE

PS: Deine Sachen gefallen mir gaaaaaanz gut !

UWE
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Uwe Seimetz
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Beitrag von Uwe Seimetz » Sa 15. Feb 2014, 18:51

ja, ein paar von meinen Fahrwerksvorbereitungen und ein Mockup vom Flügelmittelteil. Hab gerade den 2. Flächentank mit Vinylester laminiert. Ist das eine Sch....., aber alkoholfest.
Kennst du ja bestimmt auch, geht nicht alles so schnell wie gewünscht.
So, jetzt haben wir genug in Peters Abteilung getratscht.
Uwe
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Beitrag von Olympic1911 » Sa 15. Feb 2014, 19:56

Ja, aber tratscht ruhig weiter, das ist ja irre spannend was hier abgeht! :-)

Auch ich hab den ganzen Nachmittag Holzstaub einatmen dürfen. Da hatten die Jungs von de Havilland in den 20er Jahren keine Probleme mit: Holme wurden aus Massivholz geformt, wie schwer sie wurden spielte anscheinend keine Rolle. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass bei Heinkel immens viel Wert darauf gelegt wurde, dass alles so leicht war wie nur möglich. Das war bei de Havilland anscheinend ganz anders.

Hier der Ruderpfosten, geformt aus 53/57mm Kiefer
Bild

Ich wird das Teil morgen mal auf der Waage legen.
Bild

Hab ansonsten den ganzen Tag, auch gestern damit verbracht Leisten und Klötze des Leitwerks auszuschneiden.

Die Klebeproben sind z.T. zufriedenstellend verlaufen.
@AlexAppel: wer ist R+G?

Peter
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Beitrag von alexappel » Sa 15. Feb 2014, 20:09

Hallo Peter,

Guckst du

www.r-g.de

Die verkaufen Harze und all so was und haben sehr guten
Service und die haben das L 285 im Angebot

Grüße
Alex
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