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Thommy
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Beitrag von Thommy » Di 31. Okt 2006, 13:59

Hi

Ich finde es sehr spannend aber was Dieter nicht so konkret interessiert, mich aber schon am Rande sind die ?Folgen? also was kommt wenn die fertige ?Affordaplane?+ ?Zenairs STOL 701? + ?Dieters Ideen? fertig auf dem Hof stehen?

Also Kosten, Hürden usw.??? :)

Also dann ciao Thommy
Hauptsache fliegen ... 8)
busbumde
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Beitrag von busbumde » Di 31. Okt 2006, 14:09

@tiniro Ooops, ja, ich sehe ein, ohne Bildchen war das etwas schwer zu verstehen. Kommt gleich hinterher. Ich setze es mit der Editierfunktion noch in den Text, habe ich vergessen.

Tragende Leitwerke haben viele Flieger unter bestimmten Umständen, vor allem, wenn der Schwerpunkt weit hinten ist. Flugmechanisch ist das tragende Leitwerk eine heiklere Sache als das nichttragende, deshalb lassen viele mit Recht die Finger davon.

Die Vorteile des tragenden Leitwerks werden oft darin gesehen, daß dort Auftrieb statt Abtrieb erzeugt würde, dem Flieger also mehr Auftrieb zur Verfügung stünde, doch dem ist nicht so. In einem einfachen Bild: Ein konventionelles Flugzeug erzeugt 100% Auftrieb an seiner Fläche und vielleicht 1-5% Abtrieb am Leitwerk. Macht 95 bis 99% Auftrieb. Ein Flieger mit tragendem Leitwerk erzeugt bei gleicher Fläche 70% Auftrieb am Flügel und 30% am Leitwerk, also 100 Prozent, doch dafür handelt er sich aus dem tragenden Leitwerk zusätzlichen induzierten Widerstand ein und wenns dumm läuft, dann interferieren die Wirbelschleppen von Flügel und Leitwerk auch noch verstärkend und der Widerstand wird noch größer. Das ist der Grund - unter anderen - warum sich Tandems und Enten nicht durchgesetzt haben, sondern nur bisweilen schwach tragende Höhenleitwerke gebaut werden.

Gruß Dieter
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erkki67
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Beitrag von erkki67 » Di 31. Okt 2006, 14:30

Hallo Thommy

Naja ein Affordaplane verheiratet mit einer Stol 701 bedeutet den 4-Kantrohrrumpf des Affordaplane gemischt mit den Tragflächen und dem Heck des 701. Der Rohbaurumpf könnte in einer Woche ungefähr auf den Beinen stehen. Das fliegende Ruder eine Woche, das Höhenleitwerk eine Woche und je Flügel 4Wochen arbeit Motor 4 Wochen und ... Im grossen und ganzen etwa 6Mt bis 12 Mt arbeit. Für Euch da in Germany,weiss ich nicht wie lange Ihr Euch da mit den Papieren herumzu ärgern habt, bei uns wäre es relativ einfach solange es ein einsitzer bleibt.
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birddog
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Beitrag von birddog » Di 31. Okt 2006, 14:35

Ich finde es super spannend und bin angefixt.

Knallhart realistisch gesehen: Wie hoch wären wohl die Kosten für Zulassung etc., weiß das jemand? Das Projekt würde sicher scheitern, wenn man eine Summe ausgeben müsste, für die man eine gebrauchte C42 kaufen kann.

Aber erst einmal weiter so!!!!!
Ich bin nicht die Signatur, ich mach hier nur sauber.
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Beitrag von busbumde » Di 31. Okt 2006, 14:37

@tiniro

Mein 3. Beitrag hat jetzt ein Bildchen mehr, so sollte es verständlich sein.

Gruß Dieter
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Thommy
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Beitrag von Thommy » Di 31. Okt 2006, 14:38

hi

aber dafür ist das "easy" im Titel wech ???

;-))
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erste Neutralpunktermittlung

Beitrag von busbumde » Di 31. Okt 2006, 15:41

4. Beitrag

Nachdem nun für den Vorentwurf eines möglichst simplen 2-Sitzers die Tragfläche und das Höhenleitwerk in Größe und Position festliegen, kann man bereits den Neutralpunkt dieser Flächenkombination bestimmen.

Neutralpunkt, das ist die Schwerpunktlage, bei die betrachtete und natürlich ausgetrimmte!! Flügelkombination bei Störungen nicht mehr in die Ausgangsfluglage zurückkehren, sondern sich neutral verhalten wurde ? theoretisch. Praktisch kann es auch schlimmer sein, so, daß der Flieger die Störung bei Schwerpunkt im neutralpunkt bereits selbständig verstärkt, weil zum Beispiel ein ungünstiger Rumpf den Neutralpunkt weiter nach vorne legt als es die Theorie erwarten läßt. Viel flache Rumpfläche unten vor dem Schwerpunkt und wenig dahinter ? Rohrleitwerksträger!

Um diesen Neutralpunkt zu berechnen, mußte man früher einiges herumrechnen, heute kann ein kleines Programm das alles viel besser. Es berücksichtigt die Geomterie von Flügel und Leitwer, deren Lage, den Abwind und errechnet nach einem komplexen Wirbelleiterverfahren den Neutralpunkt in Sekunden. (Beim Sunny habe ich das 1989 von der RWTH Aachen mal machen lassen, um sicherer zu sein. Hat mich 650 DM gekostet und der Rechner hat ein halbes Wochenende für die Prozedur gebraucht. Hier das Ergebnis des kleinen Programms:

Bild

Rot ist der Neutralpunkt dieser Flächenkombination eingezeichnet, blau davor zwei mögliche Schwerpunktlagen von 8 und von 16 %. Diese 8 und 16 % nennt man auch das Stabilitätsmaß. Es sagt hier aus, um wieviel Prozent der Bezugstragflächentiefe, beim Rechteckflügel ist das einfach nur seine Tiefe, der Schwerpunkt vor dem Neutralpunkt liegt. Minimum müssen es laut allen Zulassungen ?der Welt? 5% sein. Bei ISI also 0,05 mal 1.680 = 84 mm. Bei 8% fliegen viele übliche Flugzeuge bei hinterer zulässiger Schwerpunktlage, bei 16% Abstand zum Neutralpunkt hat man in der Regel ein sehr stabiles Flugzeug. Bei ISI liegt der Schwerpunkt dann schon etwas vor der c25-Linie des Flügels. Ich habe es in die Skizze eingezeichnet. NP ist gleich Neutrapunkt:

Bild

Interessant ist übrigens, daß man für die Berechnung des Neutralpunktes nach diesem Verfahren weder Profile noch Anstellwinkel berücksichtigt, diese tauchen erst auf, wenn man sich fragt, welche Winkel die betrachteten Fläche je nach eingesetztem Profil zueinander haben müssen, um ein stabiles Flugzeug zu erhalten. Auch das ist viel Rechnerei, doch das kann einem X-plane heute sogar mit bewegtem Bildchen und berücksichtigter Massendynamik sowie Propellerstrahl sagen.

Fazit: Wir wissen nun, wo für die gezeigte Flügelkombination die Schwerpunkte resultieren müssen, damit es fliegbar ist. Also kann man jetzt in einem entscheidenden Schritt alle Massen und deren Hebelarme ermitteln und so feststellen, wo der Schwerpnkt des Fliegers ohne, mit 1 und mit 2 Piloten in etwa sein wird. Da zeigt sich dann, ob man den Vorentwurf am besten gleich in die Tonne tritt oder mit kleineren Modifikationen zum Ziel kommt.

Dazu dann später mehr ? morgen oder übermorgen. Und tatsächlich; Das "easy" in der Überschrift ist verlorengegangen. Ob das ein gutes Omen ist?

Dieter (Wie schon bei Simsewing gesagt: ich bin kein Konstrukteur, sondern wirklich nur Laie mit leisen Ahnungen.)
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Schwerpunkt und Gewicht

Beitrag von busbumde » Mi 1. Nov 2006, 17:05

5. Beitrag

Beim letzten Beitrag ging es darum, die Flügelgröße und Bauweise für ein doppelsitziges Einfach-UL mit Frontantrieb (auf Schwerpunkthöhe!!!) festzulegen, eine mögliche Leitwerksgröße und deren Hebelarm anhand bewährter Erfahrungen festzulegen und dann den Neutralpunkt dieser Flügelkombination festzustellen. Das Ergebnis sah ähnlich wie in der Rotwein-Skizze so aus:

Bild

Heute nachmittag habe ich nun den gestrigen Flieger von der seite gezeichnet, im Maßstab 1:50, und mir dann die Gewichte der einzelnen Komponenten und deren Abstände von der Spinnerspitze ausgerechnet bzw. ausgemessen. Das Ganze habe ich dann wiederum in eine Excel-Tabelle eingetragen. Der Sinn:

Nimmt man die Spinnerspitze als Nulllinie und mißt von da aus die Abstände der einzelnen Komponenten (auch Piloten) und multipliziert diesen Abstand mit der jeweiligen Masse der Komponenten, so erhält man ein Moment ? ein Drehmoment um die Spinnerspitze. Addiert man diese Momente zu einem Gesamtmoment und dividiert dieses durch die Summe der Massen, so erhält man einen Punkt, an dem man sich alle Massen vereinigt denken kann ? den Schwerpunkt.

Das Bild dazu:

Bild

Ganz links die Bezeichnung der Komponenten, dann der Abstand in der Skizze, dann der Abstand in Originalgröße, dann die Masse der Komponente, dann deren Moment um die Spinnerspitze. Unten dann die Summe 788637,5 mmkg und daneben die Summe der Massen 450,5 kg für den mit 2 Piloten besetzten Flieger und 10 kg Sprit in einem 5 kg Tank = 15kg. Der Schwerpunkt resultiert dann bei 1746,14 mm von der Spinnerspitze. Sinnvoll sind Schwerpunkt von 1675 bis 1809 mm von dieser Spitze nach hinten gerechnet, entsprechend 16% und 8% Stabilitätsmaß.

<span style="color:blue"> Der hier errechnte Schwerpunkt liegt bei 11% als Stabilitätsmaß und einsteigende oder aussteigende Piloten verändern ihn nur unwesentlich um ein paar Millimeter. Das Erstaunliche daran: Erstens sind diese Ergebnisse hundertprozentig gut, und weit wichtiger: Ich habe nicht getrickst, also mich schön gerechnet, sonder die Werte so eingetippt, Excel multiplizieren und dividieren lassen und es kam sofort so raus. </span> <span style="color:red"> Das hatte ich noch nie!!! </span>

Vielleicht sieht jemand ja einen Fehler in meinen Gewichtsschätzungen etc, aber bei Rohr Tuch bin ich normalerweise halbwegs gut im Schätzen. Die Flächen könnten noch etwas schwerer werden, evt.

Fazit also nach 2,5 Stunden Messerei und Schätzerei. Man kann die Ur-Konstruktion der Uls, die zum Teil auch im C22 unterwegs und die bewährt ist, auch mit einem schwerpunktneutral ziehenden Zugantrieb in der Cowling ausstatten, wenn der nicht mehr als 70 kg wiegt mit Prop. Gut, ein paar Kilo können noch drauf, denn ich habe das R-Gerät bis an die Querruder herangeschoben, kann also noch etwas nach hinten. Und klar ist auch: Extrem simpel bauen heißt nicht, extrem leicht bauen zu können. Das schließt sich zumindest in Teilen klar aus.

Ich bin vielleicht zufrieden :D oder: Der Rotwein muß gut gewesen sein, denn ich bin nur ganz wenig von der Skizze entfernt. Bodenabstand Spinner oben übrigen 1050 mm, bei 800 Prophalbmesser noch ein bißchen wenig, aber es ist schon in etwa machbar so.

Gruß Dieter
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tiniro01
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Beitrag von tiniro01 » Mi 1. Nov 2006, 17:22

Ein stolzer Vater! :)

Hört sich gut an.
Erklär mir aber bitte mal trotzdem den praktischen Unterschied zwischen einem "schwerpunktneutral ziehenden Zugantrieb" und einem der das widerstandsneutral macht. Also irgendwo senkrecht zwischen Tragfläche und Fahrwerk liegt.
Wär der Letztere für den Fall der unbeschleunigten Bewegung nicht der Effizientere, da man ihn nicht aerodynamisch (und damit widerstandsbehaftet) austrimmen muß?

Übrigens:
Die Idee mit dem zur Trimmung verschiebbaren Rettungssystem ist prima.
Wenn man schon soviel (für das Fliegen) nutzloses Gewicht mit herumschleppt, kann man es doch wenigstens dazu benutzen.
Gibts das schon irgendwo?



Gert
Gruß Gert
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Beitrag von busbumde » Mi 1. Nov 2006, 17:46

Muß kochen - morgen...
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Beitrag von busbumde » Mi 1. Nov 2006, 19:18

<table width="90%" cellspacing="1" cellpadding="3" border="0" align="center"><tr> <td><span class="genmed">Zitat:</span></td></tr><tr><td class="quote">
Erklär mir aber bitte mal trotzdem den praktischen Unterschied zwischen einem "schwerpunktneutral ziehenden Zugantrieb" und einem der das widerstandsneutral macht. Also irgendwo senkrecht zwischen Tragfläche und Fahrwerk liegt. Wär der Letztere für den Fall der unbeschleunigten Bewegung nicht der Effizientere, da man ihn nicht aerodynamisch (und damit widerstandsbehaftet) austrimmen muß?
</tr></td></table>


Klar, durch den Widerstands"schwerpunkt" wäre prima im stationären Flugzustand, aber dieser Schwerpunkt wandert eben deutlich nach oben, wenn die Fläche mehr Auftrieb produziert, also im Langsamflug oder beim Klappensetzen. Das kritischere Kriterium scheint mir auch das dynamische zu sein, also wenn der Flieger zur Landung taumelt und man dann das Gas reinschiebt, da ist schwerpunktneutral besser als widerstandsneutral, denn dieses Moment spielt jetzt erstmal keine Rolle. Zudem der Widerstand erst mit der Geschwindigkeit wächst, die masse und deren Ort aber immer fast gleich bliebt.

Aber bei einem Tractor ist das eh nicht so problematisch wie bei einem Pusher. Der Sunny springt aus dem Rollen 2 m hoch, wenn Du im Start das Gas rausreißt oder der Motor blockiert, weil die Schubachse über dem Schwerpunkt liegt und den Flieger über dieses Moment am Moden hält, obwohl er längst fliegen will. Fehlt dieses kopflastige Moment plötzlich, springt er in die Luft. Gute Piloten können so einen "Sprungstart" machen. Schwerpunkthöhenproblem. Im Flug ist es dann weniger dramatisch, obwohl der Widerstand im Quadrat zunimmt, denn der Widerstandsschwerpunkt des Sunny liegt über dem Massenschwerpunkt.

Bei iSi gibt es keine Klappen am oberen Flügel, der Zugantrieb wird trotzdem unter dem Widerstandsschwerpunkt durchgehen und somit tendentiell aufrichtend wirken. 1 - 2 Grad Neigung der Luftschraube könnten angebracht sein. Doch das sehe ich ja alles, wenn ich iSi in den Sim tue. Bin gespannt.

Gruß Dieter (nach dem Kochen und Essen :grin: )
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Beitrag von birddog » Do 2. Nov 2006, 07:29

So wie der Flieger auf der letzten Zeichnung dasteht könnte er im Gegensatz z.B. zur C22 eine gewisse ästhetische Qualität haben. Hab mir im ersten Augenblick gedacht: Niedlich der Kleine!

Ich hoffe die Rotweinversorgung ist gesichert, denn dann könnte ein echt toller Entwurf dabei herauskommen.
Ich bin nicht die Signatur, ich mach hier nur sauber.
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Oooooops-Fehler!!!

Beitrag von busbumde » Do 2. Nov 2006, 09:47

6. Beitrag

Na prima, gleich am Anfang habe ich mich beim Zeichnen der Skizze zu iSi vertan und eine falsche Streckung "errechnet" und das alles dann unbesehen übernommen. Die Streckung des gezeigten Fliegers mit 15 qm Fläche ist nicht 6 sondern 5,3. :shock:

Schaut man nun noch einmal auf das Bild unten, so sieht man,

Bild

daß die sich die geringere Streckung vor allem bei hohen Auftriebsbeiwerten auswirken wird. Dort biegt die Kurve für gleiche Auftriebsbeiwerte bei Streckung 5 nach rechts hin (zum höheren Widerstandsbeiwert) ab, die höchsten Auftriebsbeiwerte werden auch nicht erreicht (fraglich) und das besagt, daß der Flieger mehr Anstellwinkel braucht, um den benötigten Auftrieb zu generieren und auch mehr Widerstand im Langsamflug generiert.

Die Nase wird bei der Landung also etwas weiter nach oben zeigen, der Flieger wird dabei langsamer werden, und auch beim Start braucht es mehr Anstellwinkel genauso wie beim Steigen. Im Reiseflug bei einem Auftriebsbeiwert um - jetzt gerade mal frei angenommene - 0,5 wirkt sich die kleinere Streckung von 5,3 dagegen noch nicht so nachteilig aus.

Da es sich hier nur um ein Testmodell der Machbarkeit handelt, weil ich darüberhinaus meine Rotweinskizze im Simulator zum Fliegen bringen will und weil sich die zu geringe Streckung in der Praxis leicht durch eine Erhöhung der Spannweite und Reduzierung der Flächentiefe erreichen läßt, lassen wir den Flieger jetzt aber einmal so ?stumpf? wie er ist. (Die bessere Fläche müßte 9,48 m Spannweite und 1,58 m Flächentiefe haben, für eine Streckung von 6 und eine Fläche von 15 qm. Die jetzige hat 8,9 m Spannweite und 1,68 m Flächentiefe und daher die Streckung 5,3.)

Im Simulator kann ich ja beide Versionen leicht gegeneinander fliegen lassen und dann sehen wir, wie schlimm sich die geringere Streckung auswirken würde. Ist ja auch mal interessant und deswegen ist mein Fehler vielleicht gar nicht so schlecht. - Die Lage des Neutralpunktes und die der Schwerpunkte würde sich durch die höhere Strcekung nur sehr gering ändern, alles machbarer Bereich.

Gruß Dieter (leicht zerknirscht)

Heute nachmittag dann ein Schrieb zum Sim und ein paar Ergebnisse.
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Vorüberlegungen und Hinweise zu iSi und Sim

Beitrag von busbumde » Do 2. Nov 2006, 12:09

7.Beitrag

Hier übrigens eine Graphik, die einen Flügel geringer STRECKUNG :sad: mit dem Profil ClarkY als Windkanalergebnis bei halbwegs passenden Reynolds (Ähnlichkeitsbedingungen) zeigt. Die Leistung ist nicht berauschend, dafür das Stallverhalten erwartbar extrem harmlos.

Bild

Und nun ein paar Worte vorab zur Zulassung und zum Sim:

Ein Konstrukteur würde spätestens jetzt für die vorher errechneten Lande-, Reise- und Höchstgeschwindigkeiten, die er wünscht oder die die Zulassung ihm als Pflicht vorgibt, zur Flügelgeometrie das passende Flügelprofil wählen und dann eine Stabilitätsrechnung für all diese Flugzustände anstrengen. Eine recht aufwendige Rechnerei, bei der sich noch einiges an der Grundauslegung ändern kann, bis "es passt".

Bei unserem Einfach UL gibt es da jedoch ein Problem, denn es gibt überhaupt keine Messungen für Profile, die sich bei solch einer Rohr-Tuch-Bauweise einstellen und die sich dann auch noch im Flug je nach Belastung des Tuches mehr oder weniger deutlich verändern. (Manche haben ja auch Dellen vorne in der Nase, wenn sie sehr schnell geflogen werden, ohne daß sich das kritisch auswirkt, weil die Luft keinen geometrischen Konturen folgt, sondern Geschwindigkeits- und Druckveränderungen zeigt.)

Was also tun, wenn es für einfache Flügelprofile wie die von iSi keine Profilpolaren gibt und geben kann?

Manche sagen, einfach Clark Y als Profil annehmen. Das sieht in etwa so aus:

Bild

Ein Flügel mit gerader und evt. leicht hohler oder welliger Unterseite im vorderen Bereich, wo es drauf ankommt, hat aber ganz sicher kein ClarkY-Profil, nicht einmal ansatzweise, sondern irgendein anderes unbekanntes Profil, unten flach, oben "irgendwie gewölbt". So ist das bei den ganz einfachen UL-Fliegern nun mal.

(Vor allem die Modeller, die an ihren Profilen herumrechnen, als gälte, ?sich das verlorene Paradies der Flügel ohne Gottes Hilfe zurückzuerobern?, mag es bei dieser Einsicht grausen, aber es ist tatsächlich so!)

Nur UL mit festen Flächen ohne vorgegebene Rohr-Tuch-Nasen-Durchmesser und -Hinterkanten sie sind über die Profile klar vorhersagbar, die anderen fliegen ?aus Erfahrung gut oder schlecht? und bei den zumeist kleineren Streckungen und rauhen Flächen auch harmlos. Diese sehr einfachen Flieger müssen folglich im Testverfahren in Leistung und Verhalten erflogen werden. Und ich hoffe nur, das steht so auch in den moderenen Zulassungen - noch - drin.

Und wie jetzt weiter?

Nun die Grundbedingungen der statischen Stabilität, in erster Linie von der Geometrie der Flügel und deren Abständen zueinander inkl. Abwind abhängig, lassen sich auch mit einem angenommenen Profil errechnen. Am besten mit einem, dem man ein ordentliches Moment beigibt, um auf der sicheren Seite zu liegen. Also doch zum Beispiel Clark Y.

Doch dieses Rechnen kann man sich dann im Vorfeld aller Bauereien ? also jetzt ? erst einmal ersparen, indem man iSi als Modell in Originalgröße erzeugt und fliegen läßt. In X-plane in der neuesten Version.

Dazu im nachfolgenden Posting ein paar Worte.

Dieter
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Beitrag von busbumde » Do 2. Nov 2006, 12:15

Beitrag 8 (nur Text, leider)

Zu x-plane:

Dieses Simulationsprogramm, früher mal für die Voraussagen von Flugzeugeigenschaften konzipiert und heute etwa auf dem Stand der Nasa in solchen Sachen von 1992, rechnet in jeder Sekunde dutzende Male für einen eingegebenen Flieger all das aus, was man in einer einfachen Stabilitätsrechnung mit dem Taschenrechner auch ausrechnen würde. Nur hunderttausendmal schneller.

Es berücksicht dabei die geometrischen Verhältnisse, Abwinde, sich drehende Propellerwinde genauso wie sich verändernde Anströmungen ? Boen ? und die Massendynamik. Und es zeigt einem die Ergebnisse zum einen numerisch auf dem Bildschirm eingeblendet oder eben im Flugverhalten. Wie bei einem 1:1-Modell.

Man sieht sofort, ob die Dämpfung stimmt und weit mehr, als es sich für den Normalbegabten aber auch für den Durchschnittsing. "mit der Hand" vorausberechnen ließe. Der Prop wird in Leistung, Drehoment etc. simuliert, und beim Fahrwerk berücksichtig dieser Sim (und es ist ein sehr besonderer) auch die Höhe des Schwerpunkts, die Reifenfriktion je nach Untergrund, Dämpfungskonstanten und Federungsraten (einstellbar) im Groundhandling. Kurz:

X-plane ab Version 8.40 kann einem bei richtiger Eingabe des Flugzeuges weit mehr zeigen als jede schnelle Rechnung auf dem Papier. Es zeigt einem das Ergebnis von zigtausenden Rechnungen. Das Flugmodell von x-plane (die Rechnereien im Hintergrund) sind dabei sehr erprobt, lassen also eine C150 so fliegen wie die reale, nur muß man wissen, was man vom Sim verlangen kann.

Er zeigt einem zum Beispiel nur die Stabilität für feste (nicht frei g-bewegliche oder im Luftstrom veränderende) Ruder in Bild und Daten. Er kann auch keine unsymmetrischen Flugzustände mit Abschattungen der Flächen gut simulieren, also auch kein echtes Trudeln etc. Und auch der Rumpf wird nur über seinen Frontwiderstand und dessen Zentrum behandelt. Wer mehr will, muß unsichtbar einen langgestreckten ebenen Flügel in den Rumpf legen, dessen Momente dann die Rumpfmomente beim Nicken zusätzlich simulieren und berücksichtigen. Etc. etc. Kurz:

Ein tolles Tool, das mit dem Microsoft Sim eigentlich nur gemein hat, daß man Flugzeuge auf dem Bildschirm sieht. Bei Microsoft anhand vorgegebener Werte und Parameter bewegt dargestellt, bei x-plane in jedem Moment errechnet. Das ist was anderes! Und tatsächlich kann dieser SIM auch den Sunny recht gut simulieren, obwohl das schon zu den ganz schwierigen Aufgaben der Voraussage gehört.

Was nun die arme iSi mit den kurzen Flächen in x-plane macht, welche Einstellungen von Flügel etc. erforderlich sind, damit sie dort optimal fliegt und welche Leistungen sie mit ihrem 1,6 m Prop bringen wird, dazu heute abend oder morgen mehr.

Dieter
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