Static Port - wo anbringen?

Sherpas, Föxe und C22

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dekobein
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Static Port - wo anbringen?

Beitrag von dekobein » So 3. Jun 2012, 12:26

Moin Kinners,

mein Fahrtmesser zeigt ca. 15km/h zu viel an. Ich vermute, dass die Anbringung des Static Ports (Stück Schlauch, das im Cockpit baumelt) nicht optimal ist. Nun überlege ich, ob ich mir zwei anständige Static Anschlüsse einbauen soll. Die Frage ist nur: Wo sind bei der C22 (halbverkleidet) die geringsten Druckschwankungen zu erwarten?

Holm- und Rippenbruch

Carsten
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Beitrag von gkrgv » So 3. Jun 2012, 13:02

Moin,

ein Static-Port ist im UL eigentlich überflüßig, so zumindest
die landläufige Meinung. UL sind eben nicht so dicht...

Woher weißt du denn das der Wert zu hoch ist?

ciao
Gerhard
Abdul
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Beitrag von Abdul » So 3. Jun 2012, 13:26

Hallo Carsten,

wenn Du den Static port einfach im Rumpfboot enden lässt, zeigt Dein Fahrtmesser definitiv zu viel an. In dem halboffenen Rumpfboot bildet sich ein (ganz leichter) Unterdruck aus. Und schon ist die Druckdifferenz etwas höher als eigentlich durch die Feschwindigkeit angegeben.

Verlänger den Static Port Schlauch einfach die Seite des Rumpfbootes. Irgendwo knapp vor die größte Breite des Rumpfbootes. Bei Windstille Groundspeed vom GPS mit IAS vergleichen. Wenn IAS zu klein, kommt der Static Port etwas weiter nach hinten, wenn IAS zu groß dann eben etwas weiter nach vorne.

Michael
Abdul
Der mit einem Affen im Sunny fliegt und ansonsten in ärztlichen Kreisen als durchaus heilungsfähig gilt
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dekobein
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Beitrag von dekobein » So 3. Jun 2012, 13:29

Moin Gerhard,

die Stall Speed liegt bei IAS knapp über 60km/h, die Ruder werden bei ca. 70km/h IAS schwammig. Gem. Betriebshandbuch soll der Stall bei 48km/h eintreten. Auch wenn die 57mm Fahrtmesser nicht so doll sein sollen, sind mir die geschätzen 15km/h Differenz 'n Tick zu hoch.
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dekobein
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Beitrag von dekobein » So 3. Jun 2012, 13:31

Hallo Michael,

danke für Deinen Tip. Werde es so machen und über das Ergebnis berichten.
Ach ja, kennst Du eine Bezugsquelle für den Einbau der Static Port Anschlüsse in die Rumpfwand? Bei Aircraft Spruce gibt es solche Teile, allerdings 2 Wochen Bestelldauer... :?
Abdul
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Beitrag von Abdul » So 3. Jun 2012, 14:14

Static Port Anschlüsse gibt es im Baumarkt!

Nimm einfach eine Maschinenschraube mit einem Durchmesser so dass Du den Schlauch vom Fahrtmesser drauf bringst. Durch den Bolzen ein kleines Loch bohren (1 mm). Dann kommt ein Loch in das Rumpfboot. Bolzen von außen nach innen durchstecken, von innen Mutter drauf und festziehen. Da kannst Du dann ganz prima einen Schlauch draufstecken.

Ich hoffe, die Prinzipskizze ist verständlich.

Bild

Michael
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Beitrag von gkrgv » So 3. Jun 2012, 18:43

Abdul hat geschrieben: In dem halboffenen Rumpfboot bildet sich ein (ganz leichter) Unterdruck aus.
Michael,

wenn ich also ein "geschlossenes" Cockpit habe spielt das dann
wieder keine Rolle? oder würdest du den Static port in jedem
Fall empfehlen?

ciao
Gerhard
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Beitrag von Abdul » So 3. Jun 2012, 19:14

Hallo Gerhard,

so ganz "geschlossen" ist Dein Rumpf ja nun auch nicht. Es erfolgt durchaus ein Druckausgleich mit der Umgebung. Oder hast Du den ersten Rohr-Tuch-Flieger mit Druckkabine?

Da solltest Du eigentlich keinen Static-Port benötigen.

Beim Sunny oder C-22 mit nur so einer Art halben Eierschale als Rumpf (Calimero lässt grüßen!) bildet sich durch die Umströmung ein ganz leichter Unterdruck in der nach hinten offenen Rumpfschale aus. Und dies beeinflusst den Fahrtmesser.
Nur so der Vollständigkeit halber: An der Vorderseite der Rumpfschale bildet sich ein Überdruck (Staudruck) aus. Deswegen muss man die Position des Static Ports ggf. variieren wenn die Fahrtmesseranzeige nicht stimmt. An einer Stelle ist dann der Sogeffekt und der Staudruck im Gleichgewicht und es herrscht dort der Umgebungsdruck. Bei einem stoffbespannten Rumpf wirkt der (gasdurchlässige) Stoff als Ausgleichsfilter und der Druck in der Kabine sollte mit hinreichender Genauigkeit den Umgebungsdruck annehmen.

Einfach mal bei einem windstillen Tag IAS mit Groundspeed von einem GPS vergleichen (mehrere Richtungen um etwaige leichte Windkomponenten herauszufiltern)


Ich hoffe, die Erklärungen waren irgendwie verständlich, sachdienlich, hilfreich oder ...


Michael
Abdul
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Beitrag von Timpilot » Mo 4. Jun 2012, 10:09

Abdul hat geschrieben:Static Port Anschlüsse gibt es im Baumarkt!

Nimm einfach eine Maschinenschraube mit einem Durchmesser so dass Du den Schlauch vom Fahrtmesser drauf bringst....
Michael
Michael, es tut mir leid hier zu widersprechen, aber ein so großer Schraubenkopf macht die Messung des statischen Drucks zur ablosuten Glückssache oder vielleicht sogar unmöglich.
Die Sonde sollte außen so gut es geht bündig mit dem Rumpf sein. Stufen und Kanten werden nur als manipulation eingesetzt, wenn schon keine Verbesserung mehr durch die Position zu erreichen ist.
Ich würde
1. eine M6 Senkschraube vorschlagen mit Innensechskant. Diese vor Einbau längs durchbohren. Dann so versenkt einbauen, dass sie bündig mit der Oberfläche des Boots ist. Dann den Sechskant zuspachteln und nach Aushärten von innen vorsichtig wieder durchbohren. Dabei von außen was draufhalten, damit es am Lochrand kein Ausbruch gibt. Das Loch nach außen sollte nicht größer als 3mm sein, besser kleiner, gratfrei aber in keinem Fall mit Fase.
2. oder einfach im Gartenbedarf diese Schlauchverbinder kaufen (gerade, T-Stück, Y-,...) und ein Ende davon abschneiden. Eigentlich geht auch irgendein passendes Rohrstück. Ein 1...3mm-Loch sauber in die Bootsschale bohren. Draht durchstecken und von Innenseite Schlauchnippel auffädeln. Schlauchnippel mit angedicktem Harz an die Bootsschale kleben. Schön eine Muffe aus Harz bilden und Untergrund vorher scharf (<80er) anschleifen. Aushärten lassen. Wenn die Bootsschale Sandwich ist oder wenn local etwas aufgedoppelt wird kannst Du den nippel sogar teilweise versenken - das hält noch besser. Außen sollte aber nur ein kleines Loch sein.
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Beitrag von Timpilot » Mo 4. Jun 2012, 10:15

gkrgv hat geschrieben:...
wenn ich also ein "geschlossenes" Cockpit habe spielt das dann
wieder keine Rolle? oder würdest du den Static port in jedem
Fall empfehlen?

ciao
Gerhard
Es gibt keine wirklich geschlossenen Cockpits, solange die Flugzeuge nicht eine Druckkabine haben. Und es gibt auch keine Cockpits die in einer Art offen sind, dass drinnen immer der ungestörte Umgebungsdruck (Statischer Druck) herrscht.
Eine separate Sonde für den statischen Druck macht immer Sinn ist aber nie trivial zu positionieren. Am Ende ist immer auch Glück dabei, nachdem man viel herum probiert hat.

In meiner Rans S-6 kann ich mit den Lüftungsfenstern die Fahrtanzeige um 5...10km/h verändern. :-)
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Beitrag von Timpilot » Mo 4. Jun 2012, 10:33

dekobein hat geschrieben:...
die Stall Speed liegt bei IAS knapp über 60km/h, die Ruder werden bei ca. 70km/h IAS schwammig. Gem. Betriebshandbuch soll der Stall bei 48km/h eintreten. Auch wenn die 57mm Fahrtmesser nicht so doll sein sollen, sind mir die geschätzen 15km/h Differenz 'n Tick zu hoch.
Hallo.
Auch die Messung des Gesamtdrucks (Stau- oder Pitotrohr) kann feherbehaftet sein. Besonders dann, wenn das Rohr sehr kurz vor der Flügelnase endet und wenn es in Bezug auf die Profilsehne eher etwas nach oben zeigt als nach unten.

Natürlich sind am statischen Druck noch leichter Fehlmessungen möglich.

Das ganze führt dazu, dass mit diesem Prinzip mit dem wir in unseren Fliegern die Fahrt messen eigentlich nicht von Vne bis zum Stall korrekt gemessen werden kann. Meist wird unten zu wenig angezeigt und oben zu viel. Das wird im Sinne der Sicherheit und des Marketings geduldet ;-)

In Deinem Fall wird ja unten zu viel angezeigt, also wird der Fehler wahrscheinlich schon in der Messung des statischen Druck liegen.

Du solltest aber auch sicherstellen, dass das Flugzeug nicht mehr als MTOM hat, und sich äußerlich in einem sauberen/korrekten Zustand befindet. Flügelverwindung ist auch ein Kriterium bei dieser Bauart.

Zu letzt muss ich sagen: Nur weil 48km/h im Handbuch stehen heißt das ja nicht, dass Du die auch erreichen kannst ;-)

Wichtig ist am Ende, das am Fahrtmesser die Farbmarkierung zum Verhalten des Flugzeugs passt und nicht zu den Zahlen auf dem Papier.

Dei Vergleichsmessung mit GPS ist etwas aufwendiger, wenn dort was Gutes bei rauskommen soll. Es ist auch in jedem Fall in absolut ruhiger Luft durchzuführen - also meist nur über den Wolken möglich.
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