Fox oder sowas - Nicken bei Gaswechsel

Sherpas, Föxe und C22

Moderator: Moderatorenteam

Antworten
Benutzeravatar
snoopy
Beiträge: 59
Registriert: Do 23. Jul 2009, 21:46

Fox oder sowas - Nicken bei Gaswechsel

Beitrag von snoopy » Di 5. Jan 2010, 18:06

Hi,

die Geschichte, auf der meine Frage basiert, hat sich schon vor Jahren ereignet. Ein Bekannter in Italien hatte sich eine alte Ikarus Fox gekauft, ohne Zulassung, ohne Papiere, ohne alles.

Als es dann um den Probeflug ging, hat er mich gebeten :) Habe mich geweigert, einen mir unbekannten Flugzeugtyp in unbekanntem Zustand ohne Versicherung, ohne Zulassung und mit vergammelter Bespannung zu fliegen. Zumal man mir nicht zufriedenstellend erklären konnte, warum er den Probeflug nicht mit dem Vorbesitzer gemacht hat.

Nachdem der Wiesenbesitzer einverstanden war, habe mich dann letztendlich bereit erklärt, zumindest mal damit bei Vollgas zu rollen.

Nachdem etwa einem Viertel Piste hatte ich Angst ums Fahrwerk, weil ich ziemlich am Knüppel ziehen mußte, um das Bugrad zu entlasten, und nahm das Gas wieder zurück - schwupps war ich in der Luft!

Habe dann nachgedrückt, und das Ding halbwegs anständig wieder auf den Boden gebracht - Bugrad noch dran. War eher Glück als Können, da hätte man auch anständig auf die Fresse fallen können.

Zum Glück habe ich kein Gas gegeben: Nach dem ersten Schreck und ein paar weiteren Rollversuchen und Hüpfern stellte sich nämlich heraus, daß die Kiste beim Gasgeben nach unten und beim Gas wegnehmen nach oben nickt.

Ich habe mich daraufhin geweigert, mich mit dem Ding weiter zu beschäftigen und ihm geraten, die Kiste erstmal komplett checken zu lassen, und zwar von einem, der sich damit auskennt.

Seines Erachtens ist das ganz normal, man müsse sich halt dran gewöhnen. Meines Erachtens stimmt da irgendwas mit dem Motorsturz (oder sonst was) nicht, und zwar ganz gewaltig.

So flog er dann auch eine ganze Zeit, bis er irgendwann nach einer Notlandung aufhörte.

Jetzt will er das Ding nach Jahren wieder reaktivieren, und hat mir erneut ausführlich erklärt, das sei halt so, und die Kiste fliege sehr gut, im übrigen sei die Bespannung wartungsfrei. Habe nur geantwortet, er möge mir vorher bitte Bescheid geben - ich gehe dann nämlich sehr weit weg.

Frage an die Ikarus-Flieger: Kann das sein? Ist m.E. saugefährlich, weil man mit Höhenruder und Gas praktisch entgegen normaler Gewohnheiten agieren muß.

Letztendlich ist es mir egal, was der Typ mit der Kiste macht, solange er mir nicht auf den Kopf fällt - es ist sein Genick. Nur wundern tut`s mich...

Xunds neuss,
Hans

P.S.: Nochwas... habe erst das Unterforum durchsucht, das ich bisher übergangen hatte. Dabei sind mir diverse Threads aufgefallen, die mich auch interessieren, und die mit C22 und Konsorten selbst eigentlich nichts konkretes zu tun haben.
Sachen zu Funk, GPS, Kraftstoff, 582 usw. vielleicht ins allgemeine bzw. ins Motorforum posten?
Es ist eine Kunst zu fliegen, oder vielmehr ein Trick. Der Trick ist, daß man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben. (Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis III)
Benutzeravatar
pehy
Beiträge: 240
Registriert: Di 17. Feb 2009, 15:12
Wohnort: Greifswald

Beitrag von pehy » Di 5. Jan 2010, 19:08

Ich meine, da ist was faul! Unsere C22 mit 912er braucht beim Starten nur einen Hauch Höhenruder, um das Bugrad zu entlasten, sie hebt dann auch bald ab und man muß sie dann eher drücken, um vor dem Steigflug Fahrt aufzuholen. Die Tendenz zum Nase heben bei "Gas weg" und umgekehrt ist theoretisch zwar da, aber kaum zu merken.

Grüße, Peter
Fliegender Wolf
Beiträge: 44
Registriert: Di 22. Sep 2009, 19:12

Beitrag von Fliegender Wolf » Di 5. Jan 2010, 22:00

Hallo Hans,

eine leichte Tendenz dessen, was Du erlebt hast, ist normal wenn die Zugachse deutlich oberhalb des Schwerpunktes und mehr oder weniger durch die Tragflächen verläuft, wie es bei der C22 der Fall ist.

Ist der Motorsturz jedoch wesentlich zu groß gewählt, verläuft die Zugachse weit über den Schwerpunkt und auch über den Druckpunkt, d.h. der Motor versucht mit einem relativ großen Hebel den Flieger nach unten zu drehen und somit an den Boden zu ziehen.
Er wird nicht abheben, obwohl die Geschwindigkeit eigentlich schon ausreichend ist. Gehst Du jetzt vom Gas, fehlt augenblicklich das nach vorn kippende Drehmoment, der Flieger kommt frei und nimmt die Nase nach oben (wird dadurch, daß Du ja hast ziehen müssen, um das Bugrad zu entlasten, noch verstärkt). Drückst Du jetzt nach (richtig) UND gibst Gas (falsch), liegst Du auf der Nase.
Meine (gewagte) Ferndiagnose also: Zu großer Motorsturz (ohne Gewähr :wink: )!

MfG
Stefan
Benutzeravatar
Cobra Uwe
Beiträge: 1006
Registriert: So 23. Jan 2005, 22:33
Wohnort: Bayern

Beitrag von Cobra Uwe » Mi 6. Jan 2010, 07:48

Fliegender Wolf hat geschrieben:Hallo Hans,

eine leichte Tendenz dessen, was Du erlebt hast, ist normal wenn die Zugachse deutlich oberhalb des Schwerpunktes und mehr oder weniger durch die Tragflächen verläuft, wie es bei der C22 der Fall ist.

Ist der Motorsturz jedoch wesentlich zu groß gewählt, verläuft die Zugachse weit über den Schwerpunkt und auch über den Druckpunkt, d.h. der Motor versucht mit einem relativ großen Hebel den Flieger nach unten zu drehen und somit an den Boden zu ziehen.
Er wird nicht abheben, obwohl die Geschwindigkeit eigentlich schon ausreichend ist. Gehst Du jetzt vom Gas, fehlt augenblicklich das nach vorn kippende Drehmoment, der Flieger kommt frei und nimmt die Nase nach oben (wird dadurch, daß Du ja hast ziehen müssen, um das Bugrad zu entlasten, noch verstärkt). Drückst Du jetzt nach (richtig) UND gibst Gas (falsch), liegst Du auf der Nase.
Meine (gewagte) Ferndiagnose also: Zu großer Motorsturz (ohne Gewähr :wink: )!

MfG
Stefan

Hallo Hans,

vor einigen Jahren habe ich mir ein C22 mit einem 462er gekauft der von zwei Rolli Flyern zuvor benutzt wurde.
Nach dem Rückinstallieren der Seitenruderpedal und einigen weiteren Instandsetzungsmaßnahmen (Höhenruderbowdenzüge, Tanks u.s.w) kam der Tag meines Erstfluges.
Dieser Tag war in der Tat nicht der Schönste aber was machts……
Auf die Bahn und Gasgegeben. Der Motor lief prächtig, der Flieger beschleunigte gut.
Gut Fahrt aufholen war mein Vorsatz. Langsam angefangen zu ziehen…………. die ersten 150m waren durch……………………….passierte nichts. Nochmehr ziehen ……….noch mehr ziehen………… Knüppel am Bauch und Bugrad noch am Boden.
Die Bahn ging mir aus und ich habe mich zum Abbruch entschlossen, das Gas rausgezogen…….und Schwupps, war der Flieger in der Luft. Also keine Bremse mehr.
Na, da habe ich aber gestaunt, noch immer den Knüppel am Bauch.
Inzwischen war ich hinter der Bahn, gab wieder Gas um nicht in der Wiese zu stehen.
Die Nase geht runter, Gas raus. Nase wieder hoch. So bin ich dann wie ein Wellensittich in 4 bis 15m Höhe um den Turm geeiert und wieder auf der Bahn gelandet.
Was war geschehen?
Die Höhenruderaufnahme wurde (fachmännisch) auf Nose down geändert. (wg. Rollstuhlgewichtausgleich der ja hinter dem Piloten am Hauptrohr hing)
Der Motorsturz war zu groß und wurde durch die weichen Gummis unter Vollgas massiv vergrößert.
Ich habe all diese Dinge geändert und dann flog es.

Mann kann den C22 problemlos so einstellen das es ohne diese massive Momentänderung zu fliegen ist. Also keine Angst, alles ist machbar.



UWE
No Guts - No Glory
Benutzeravatar
snoopy
Beiträge: 59
Registriert: Do 23. Jul 2009, 21:46

Beitrag von snoopy » Mi 6. Jan 2010, 10:45

Hi,

@Uwe: Deine Beschreibung paßt genau auf das Verhalten, das ich auch erlebt habe. Das Höhenruder war in meinem Fall allerdings ok (zumindest die Richtung, Ausschläge weiß ich nicht).

@alle: genauso hab` ich mir das vorgestellt. Daß der Flieger mit dem Motor auf der Fläche eine gewisse Nicktendenz zeigen möchte, ist mir klar. Aber das beschriebene Verhalten kann man wohl durchaus als luftuntüchtig bezeichnen.

Habe auch fehlerhaften Motorsturz vermutet, und habe den Herren auch freundlich drauf hingewiesen. Der ist aber ratschlagsresistent.
Werde nun die Klappe halten; habe ihn nur gewarnt, er möge sich hüten, mit dem Flieger in diesem Zustand, ohne Zulassung und ohne Versicherung zu uns auf den Platz zu kommen.

Mich hat hauptsächlich mal interessiert, ob meine Vermutung in die richtige Richtung ging.

Der Neugierde halber:

Wieviel Geld geht denn etwa für eine neue Bespannung über den Tisch?

Bekommt man für den Flieger genug Info, um ihn selbst -fachgerecht- wieder lufttüchtig machen zu können? Wartungshandbuch, Zeichnung, zu verwendende Ersatzmaterialien etc.?

Ich hätte nämlich ein paar fluggeile Freunde, denen man m.E. so eine Fox durchaus ruhigen Gewissens empfehlen könnte, um für relativ wenig Geld den Hintern in der Luft zu haben.
Fraglich ist nur, ob das wirtschaftlich Sinn macht, wenn man die Bespannung erneuern, den Motor überholen und noch 300-500 Euro als Reserve für Kleinteile, Schläuche, Benzinpumpe, Bowdenzüge, Reifen etc. berücksichtigen muß (Rettungsgerät hat die Maschine nicht). Das wäre praktisch eine Komplettüberholung.

Hans
Es ist eine Kunst zu fliegen, oder vielmehr ein Trick. Der Trick ist, daß man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben. (Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis III)
Benutzeravatar
der_aeronaut
Beiträge: 150
Registriert: Mi 26. Mär 2008, 20:25

Beitrag von der_aeronaut » Mi 6. Jan 2010, 12:33

Hallo,

ca 1200,- EUR pro Flächenseite für eine neue Bespannung (Gittertuch), wobei ich immer die Frage stelle, muss sie wirklich ersetzt werden oder ist sie optisch nicht mehr in Ordnung. Solange ein Prüfer grünes Licht gibt würde ich an der Bespannung nichts machen und das Geld langsam ansparen.
Bei Comco bekommt man immer eine Antwort und Unterstützung. Habe selbst oft genug mit denen telefoniert und die haben auch eine ganz normale Rufnummer :)
Für den Rotax gibt es Wartungs-, Einbau- und div. andere Handbücher. Dort habe ich im Zweifel auch immer anrufen können.
Im Forum gibt es auch Hilfe bei Bedarf.
Rettungsgerät Mertens Star 95 für ca 1700,- plus Rakete. Das gute Stück sitzt auf dem Hauptrohr und brauch sich nicht den Weg durch irgendwelche GFK-Abdeckungen bahnen. Habe ihn 2009 der erste Mal packen lassen. Keine Probleme.
Ja letztlich muß man für sich entscheiden ob man so eine "Grundüberholung"angehen möchte.
Zumal man auch für sich entscheiden muss, ob die Zuladung ausreichend ist etc. Habe da ja meine eigenen Erfahrung mit meiner C22 gemacht.
Viele Grüße
Carsten
AndreasH
Beiträge: 170
Registriert: Mo 19. Jun 2006, 12:46
Wohnort: Peine

Beitrag von AndreasH » Do 7. Jan 2010, 23:35

snoopy hat geschrieben:Habe auch fehlerhaften Motorsturz vermutet, und habe den Herren auch freundlich drauf hingewiesen. Der ist aber ratschlagsresistent.
Werde nun die Klappe halten; habe ihn nur gewarnt, er möge sich hüten, mit dem Flieger in diesem Zustand, ohne Zulassung und ohne Versicherung zu uns auf den Platz zu kommen.

Mich hat hauptsächlich mal interessiert, ob meine Vermutung in die richtige Richtung ging.
Ob deine Vermutung richtig ist kannst du schnell sehen.

Bei einem richtig eingebauten Motor sind die Shockmounts vorn unter und hinten über der Grundplatte angeordnet. Der Motor zeigt dadurch recht deutlich nach oben, was die hohe Motormontage momentmäßig ausgleicht.

Bei meinem Gerät hat wohl mal ein ordnungsliebender Mitarbeiter bei Comco den Motor ordentlich gerade ausgerichtet, so dass auch das hier beschriebene Verhalten ab Werk da war. Man kann damit fliegen (wenn man Sunny gewohnt ist kennt man nichts anderes), aber ich habe doch lieber den Motor richtig eingebaut.

Grüße
Andreas
[VERBORGEN]
Antworten